Wer sich rein pflanzlich ernährt, schont Tiere und Umwelt, strotzt vor Gesundheit – und hat auch noch mehr Spaß im Bett. Zu schön, um wahr zu sein? Nicht, wenn es nach der Tierschutzorganisation Peta (People for the Ethical Treatment of Animals) geht. Die suggerierte in einem Video, vegan lebende Männer seien die besseren Liebhaber. Denn die pflanzliche Ernährung lasse sie im Bett länger durchhalten.
Die Botschaft – das ist wenig überraschend - schmeckt Vegetariern und Veganern. Die Argumentation von Peta klingt durchaus plausibel. Denn Cholesterin und gesättigte Fettsäuren, die in Fleisch, Eiern und Milchprodukten enthalten sind, hemmen den Blutfluss in den Arterien – also auch den, der beim Mann für eine Erektion sorgt. Demgegenüber verringere man mit einer vegetarischen oder veganen Ernährung das Risiko von Übergewicht, Diabetes und Prostatakrebs – den üblichen Verdächtigen, wenn es um männliche Potenzprobleme geht.
Nicht alle Fleischesser überzeugt das. Zumal gerade das Fleischessen oft mit Kraft, Männlichkeit und Potenz assoziiert wird. Was also ist dran an der Behauptung? Wie beeinflusst die Ernährung die männliche Potenz? Was sagt die Wissenschaft?
Studien belegen den Zusammenhang von Ernährung und Potenz
Eine amerikanische Studie kam immerhin zu dem Ergebnis, dass bestimmte Früchte das Risiko einer erektilen Dysfunktion, also einer krankhaften Störung der Erektionsfähigkeit, um 20 Prozent verringern können. Wer Erdbeeren, Heidelbeeren und Zitrusfrüchte isst und sich regelmäßig bewegt, lebt nicht nur gesünder - sondern hat auch ein erfüllteres Sexleben, so die Forscher. Von einem Verzicht auf Fleisch schreiben sie allerdings nichts.
Deutlicher wird die US-amerikanische Ärztevereinigung Physicians Committee for Responsible Medicine (PCRM), die die vegane Lebensweise propagiert. Die 12.000 in ihr organisierten Ärzte stellen klar, dass erektile Dysfunktion „nur ein weiterer Nebeneffekt“ des Fleischverzehrs sei. Denn Fleisch enthalte Cholesterin und gesättigte Fettsäuren, die die Arterien verstopfen. Und so auch den Blutfluss an entscheidender Stelle behindern. Dabei beruft sich PCRM auf verschiedene Studien, die den Zusammenhang von Ernährungsgewohnheiten, Herz-Kreislauferkrankungen und Erektionsstörungen belegen.

Mehr Stehvermögen dank Wassermelonen
er amerikanische Kardiologe Joel Kahn hat dem Thema sogar ein ganzes Buch gewidmet. Seine Botschaft ist: „Vegans do it better“. Nicht Milch, sondern Wassermelonen und Zwiebeln machen ihm zufolge müde Männer munter. Die Erklärung: Viele pflanzliche Nahrungsmittel enthalten Stoffe, die für die komplexe Biochemie der Erektion wichtig sind. Darunter die Aminosäuren L-Arginin and L-Citrullin (die übrigens auch in potenzsteigernden Medikamenten enthalten sind). Sie sorgen dafür, dass die angespannten Muskeln im Penis, die das Blut im schlaffen Zustand zurückhalten, sich entspannen können. Und je größer der Durchmesser der Blutgefäße, desto besser strömt das Blut dorthin, wo es gebraucht wird.
Der Punkt geht also an Peta. Eine abwechslungsreiche, pflanzenbasierte Ernährung fördert die Gesundheit des Herz-Kreislaufsystems – und kommt damit wohl auch der Manneskraft zugute.
Damit ist allerdings, so viel sei zur Ehrenrettung des Fleischgenusses gesagt, nicht bewiesen, dass Pflanzenköstler fruchtbarer sind. Eine amerikanische Studie deutet eher auf eine verringerte Anzahl und Mobilität der Spermien bei Vegetariern und Veganern hin.
Und Aussagen darüber, ob Veganer oder Vegetarier die besseren Liebhaber sind, gehören wohl ins Reich der Spekulation. Denn zum guten Sex gehört natürlich mehr als eine Erektion.