GEO: Es wird geschätzt, dass weniger als ein Prozent der Menschen eine narzisstische Persönlichkeitsstörung haben. Sie sagen, Narzissmus betrifft viel mehr Menschen. Wie kommen Sie zu dieser Annahme?
Mitja Back: Ich spreche von Narzissmus, und nicht über die narzisstische Persönlichkeitsstörung. Das ist eine wichtige Unterscheidung: Es gibt gescheiterte Narzissten, die eine Persönlichkeitsstörung entwickeln. Aber in den allermeisten Fällen haben wir es gar nicht mit einer Störung zu tun, sondern mit einer Persönlichkeitseigenschaft. Und wir sehen es in hunderten Studien immer wieder: Diese Eigenschaft ist breit verteilt in der normalen Bevölkerung. 16 Prozent der Menschen haben überdurchschnittliche Ausprägungen an Narzissmus.