Wenn jemand psychisch erkrankt, dann belastet das auch seine Beziehung. Menschen, die sich therapeutische Hilfe suchen, haben jedoch mitunter Sorge, dass ihre Beziehung in einer Therapie noch mehr leidet, etwa weil sie den Partner in einem neuen Licht sehen oder sich die Dynamik der Partnerschaft verändert. Dass das in der Regel nicht der Fall ist, zeigt eine Metastudie, die im Fachmagazin "Psychotherapy Research" erschienen ist.

Das Team um Tapan Patel von der Florida State University wertete 17 Studien aus, die sich mit der Beziehungszufriedenheit vor und nach einer Psychotherapie beschäftigten. In der Mehrzahl der Studien waren die Betroffenen an einer Depression erkrankt. Ein kleinerer Teil litt an Alkohol- oder Drogensucht, Traumatisierungen, Spielsucht oder ADHS. Die Erkrankten erhielten überwiegend eine kognitive Verhaltenstherapie oder eine interpersonelle Psychotherapie.
Die Beziehungszufriedenheit besserte sich, aber warum, ist noch unklar
Insgesamt umfasste die Studie mehr als 2000 Probandinnen und Probanden. Bei den meisten von ihnen hatte sich die Beziehungszufriedenheit nach Abschluss der Therapie gebessert. Überraschenderweise verbesserte sich aber auch die Zufriedenheit der Teilnehmer in der Kontrollgruppe, insbesondere, wenn diese eine alternative Therapie erhielten.
Das macht es schwierig zu unterscheiden, welche Effekte tatsächlich auf die Therapie zurückgehen und welche andere Ursachen haben. Die Forschenden schreiben, dass eine Erklärung zum Beispiel sein könnte, dass sich manche Probleme mit der Zeit von selbst verflüchtigten.
Die Auswirkungen von Psychotherapien auf Paarbeziehungen sind insgesamt noch wenig erforscht
Denkbar sei auch, dass sich am Zusammenleben selbst nichts geändert habe und die Betroffenen die Beziehung einfach positiver bewerteten. Zudem ist schon länger bekannt, dass auch der Placebo-Effekt bei psychotherapeutischen Behandlungen eine Rolle spielt. Nennenswerte negative Auswirkungen der Therapie auf die Beziehung wurden jedenfalls nicht beobachtet.
Patel und sein Team schränken ein, dass die untersuchten Studien zum Teil methodisch mangelhaft waren. Sie fordern mehr Forschung, um besser zu verstehen, wie genau Psychotherapien die Beziehungszufriedenheit beeinflussen und verbessern können.