"PET ist ein schlaues Material", sagt Birgit Aichinger und lächelt: "Wenn es nicht im Müll landet." Aichinger, eine Frau mit dunklem Haar und zügigem Schritt, läuft über das Werksgelände, vorbei an Wänden aus Plastikflaschen, gestapelt auf Europaletten und in Getränkekisten. Aichinger ist Chefin von Vöslauer Mineralwasser. Das Unternehmen aus Bad Vöslau bei Wien, gegründet 1936, dominiert den österreichischen Markt: mehr als 300 Millionen Liter Quellwasser und Erfrischungsgetränke pro Jahr, 40 Prozent Handelsanteil.
Das Unternehmen war oft Vorreiter: 1996 war Vöslauer der erste Hersteller in Österreich, der Wasser in Einwegplastikflaschen verkaufte. Und im Jahr 2018 brachte das Unternehmen die erste Flasche aus 100 Prozent recyceltem PET auf den Markt. Wer auf die Homepage von Vöslauer geht, sieht als Erstes das Wort "Nachhaltigkeit", daneben steht "#jungbleiben", "100% rePET", "CO2-neutral", und man findet Nachhaltigkeitsberichte. Vorbildlich, so macht man das heute. Die Geschichte könnte damit zu Ende sein, Problem erkannt, Problem angepackt, Problem gelöst. Wenn es denn so einfach wäre.
Die Musik der Geschichte spielt dort auf der Website, wo man die Produkte findet: Mineralwasser, ohne, mild, prickelnd, superprickelnd. Junior ("Das Mineralwasser für Kids!"), die "Flasche für die Tasche" (0,33 Liter), Wasser "Flavour" (Himbeere, Lemongrass, Zitrone, natürlich ohne Kalorien), Wasser "Balance" (Juicy Pfirsich-Mango, Juicy Rote Früchte, Juicy Pink Grapefruit).
PET stinkt nicht mehr, doch bleibt ein großes Problem
Wir alle haben solche Produkte jeden Tag in der Hand, im Auto, im Zug, auf dem Weg zur Arbeit, beim Sport, für die Schule, in Parks, am Strand, in Handtaschen und City-Rucksäcken. Getränke überall und unterwegs sind Lifestyle geworden. Und deshalb sind PET-Flaschen unsere ewigen Begleiter, die wir kaufen, verstauen und oft achtlos zurücklassen oder wegwerfen. Mit Pfand oder ohne, gefüllt mit Wasser oder Softdrink, in Kästen oder einzeln: Die PET-Flasche ist nicht mehr wegzudenken. Wenn man sie am Boden liegen sieht, am Straßenrand, in einem Gebüsch, im Wald oder in einem Meer treiben, merkt man, dass es auch ein großes Problem gibt.
Seit knapp fünf Jahrzehnten erobert die PET-Flasche die Welt. Sie ist eine geniale Erfindung, hygienisch und haltbar. Sie wirkt einfach, profan, ist aber ein Hightech-Erzeugnis, gefertigt von Hochpräzisionsmaschinen, oft aus Deutschland, die immer weiterentwickelt werden, um noch mehr noch leichtere Flaschen noch schneller zu noch geringeren Kosten auszuspucken.