Antarktis-Expedition "Sie sagten: Wir nehmen keine Frauen" – auf letzter Fahrt mit einer großen Polarforscherin

Antarktis-Expedition: "Sie sagten: Wir nehmen keine Frauen" – auf letzter Fahrt mit einer großen Polarforscherin
Karen Heywood ist die Grande Dame der Meeresforschung: Die Queen zeichnete sie mit einem Ordenstitel aus, sogar ein Gletscher heißt nach ihr. Ihre letzte Fahrt führt sie ins antarktische Weddellmeer. Hier erzählt sie davon, wie es ist als Frau und Chefin am Ende der Welt

Mit kurzen, bedachten Schritten steigt Karen Heywood die wackelige Gangway hinunter. Noch ein Schritt, dann steht sie auf dem Meereis – zum ersten Mal in ihrem Leben. Dabei fährt die britische Meeresforscherin schon seit vier Dekaden zur See, die meiste Zeit davon in der Antarktis. Heywood blickt sich lächelnd um. Die Sonne lässt das Weiß der Eisscholle glitzern wie tausend Diskokugeln. Hinter einem Eisrücken kräht eine Kolonie Adeliepinguine. Überall auf der Scholle haben sich die Frauen und Männer der Expedition verteilt, die Heywood leitet. Sie treiben Bohrer durchs Eis, hängen Sonden hinein, pumpen Wasserproben heraus. Zwei spielen Schach auf einem mitgeschleppten Klapptisch. Heywoods Beruf wird auch nach einer langen Karriere nie langweilig.

Im Frühjahr 2024 ist der britische Eisbrecher "Sir David Attenborough", den viele als "Boaty McBoatface" kennen, zu einer einzigartigen Forschungsmission aufgebrochen – einzigartig, weil so gut wie nie jemand so weit an der Ostküste des Weddellmeers vordringt. Die Expedition will untersuchen, wie die Meeresströmungen Kohlenstoff in die Tiefe transportieren. Ozeane sind Kohlenstoffsenken – aber nur hier gelangt das Klimagas so tief, dass wir viele Jahrhunderte davor bewahrt bleiben. Doch ob das auch im Klimawandel so bleibt? Diese Frage wollen die Forschenden beantworten.

Diese Fahrt wird Heywoods letzte sein. Zehn Jahre hat Heywood gebraucht, um sie auf die Beine zu stellen. Noch einmal wird der 62-Jährigen so ein Mammutprojekt nicht gelingen. Heywood ist die Grande Dame der Ozeanographie: Sie fuhr schon zur See, als noch kaum jemand Frauen in Polargebiete mitnehmen wollte. Sie hat neue Instrumente erfunden und einige der bedeutendsten Ozeanographen ausgebildet. Die Queen zeichnete sie mit einem Ordenstitel aus, sogar ein Gletscher wurde nach Heywood benannt. Im Video erzählt sie von ihrer bewegenden Karriere – und was eine Reise in die Antarktis so besonders macht.