Methanquellen Forschende machen beunruhigende Entdeckung in der Antarktis

Die neuen Methanquellen in der Antarktis wurden auch von Tauchern dokumentiert  CC BY-SA 4.0
Die neuen Methanquellen in der Antarktis wurden auch von Tauchern dokumentiert
CC BY-SA 4.0
© Leigh Tait/Earth Sciences New Zealand
Angeheizt durch die Klimaerwärmung, sprudeln in der Antarktis immer mehr Methanquellen. Das könnte den Klimawandel weiter befeuern 

Eine besorgniserregende Entdeckung machte ein neuseeländisches Forschungsteam vor der Küste der Antarktis: In geringer Tiefe sprudeln am Meeresgrund offenbar immer mehr Methanquellen.

An solchen Quellen bilden sich Blasenströme, die vom Meeresboden bis zur Wasseroberfläche beziehungsweise bis zur Eisdecke reichen, von wo das Gas schließlich in die Atmosphäre entweicht. Das Problem: Methan ist nach Kohlenstoffdioxid (CO2) das zweitwichtigste Treibhausgas – und über einen Zeitraum von 20 Jahren betrachtet allerdings etwa 80-mal schädlicher als CO2.

 "Im vergangenen Jahr sind wir zum Kap Evans [an der Westküste des Rossmeers, d. Red.] gefahren, um uns einen kleinen Bereich anzusehen, in dem Gasblasen entdeckt worden waren. Wir erwarteten, dass dieser eine Ort immer noch sprudelte. Stattdessen fanden wir Dutzende weitere Quellen", sagt Dr. Sarah Seabrock von Earth Sciences New Zealand in einer Pressemitteilung. Ähnliche Beobachtungen seien auch aus der Arktis bekannt.

Das Team suchte mit ferngesteuerten Unterwasserfahrzeugen und Tauchern unter dem Eis nach weiteren Quellen in Tiefen zwischen fünf und 240 Metern nahmen Proben des Wassers. Das geologische System verändere sich "vor unseren Augen rapide", erklärt Seabrock. Es stelle sich die Frage, wie der küstennahe Meeresgrund in fünf oder zehn Jahren aussehe.

Noch beunruhigender jedoch dürfte die Frage nach den austretenden Methan-Mengen sein. Denn die Beobachtungen der Forschenden deuten darauf hin, dass es sich um ein weit verbreitetes Phänomen handelt. Möglicherweise ausgelöst durch steigende Temperaturen und den Schwund des Meereseises, würden immer mehr unterseeische Methanquellen den Klimawandel weiter anheizen.

Methan, das in aktuellen Klimaszenarien nicht berücksichtigt wird

"Jedes Mal, wenn wir eine neue Quelle entdecken oder davon hören, sind wir zunächst begeistert, doch diese Begeisterung weicht schnell der Sorge darüber, was das alles zu bedeuten hat", sagt Seabrock. Es bestehe die "Möglichkeit eines raschen Methantransfers in die Atmosphäre aus einer Quelle, die derzeit in den Szenarien zum künftigen Klimawandel überhaupt nicht berücksichtigt wird."

Bei seiner nächsten Forschungsexpedition wird sein Team das Kap Evans wohl nicht weiter erforschen können: Es gibt dort während der Forschungssaison kaum noch tragfähiges Meereis.

Die Autorinnen und Autoren der Studie drängen nun auf "koordinierte internationale Forschungsbemühungen" zur Erforschung von Methanquellen in den Polregionen. Um so vielleicht das Methan-Rätsel zu lösen: In der Atmosphäre werden seit etwa zwei Jahrzehnten immer höhere Methankonzentrationen gemessen. Aber die bekannten Quellen – darunter vor allem fossile Industrien, Landwirtschaft und Feuchtgebiete – können bislang für sich genommen den Anstieg nicht erklären.