Überall in Brasilien suchen Freikirchen neue Mitglieder. Sie dringen in die letzten Urwalddörfer vor und haben das Ohr des rechtspopulistischen Präsidenten Jair Messias Bolsonaro. Ihr Siegeszug ist eine Bedrohung für die Umwelt – und für die afrobrasilianische Gemeinde
Schon im Morgengrauen begibt sich der Prediger Tiago Hyccry vom indigenen Volk der Krikati auf eine historische Mission. Aus seinem Runddorf im Osten des Amazonasgebiets macht er sich auf den Weg zu einer einsamen weißen Kirche auf einem Hügel. Noch steht die Sonne hinter den Tafelbergen, als warte sie auf Einlass. In den Kronen des Regenwalds hängt der Frühnebel wie Spanisches Moos. Doch schon vernimmt er aus einer Dorfhütte singende Frauenstimmen, die ihn strahlen lassen.
"Sie preisen Jesus", sagt er. "Die Eroberung ist in vollem Gang."