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Massentourismus Raus aus der Altstadt: Venedig verbannt Kreuzfahrtschiffe aus dem Zentrum

Venedig will Kreuzfahrtschiffe nicht mehr nah an seinen historischen Stätten ankern lassen
Venedig will Kreuzfahrtschiffe nicht mehr nah an seinen historischen Stätten ankern lassen
© atm2003 / Shutterstock
Millionen von Besuchern und gigantische Kreuzfahrtschiffe in der Lagune: In Venedig haben Umwelt und Substanz durch den Massentourismus massiv gelitten. Ein neues Kreuzfahrtterminal und ein Durchfahrverbot im historischen Zentrum sollen nun Abhilfe schaffen.

Venedig will Kreuzfahrtschiffe nicht mehr so nahe an seinen historischen Stätten wie dem Markusplatz ankern lassen. Ab dem 1. August dürfen große Kreuzfahrtschiffe nicht mehr durch Teile der Lagune in Venedig fahren. Konkret sollen dann die Schiffe nicht mehr den Canale della Giudecca, das Bacino di San Marco (Markus-Becken) und den Canale di San Marco im historischen Zentrum passieren dürfen. Es sei ein wichtiger Schritt zum Schutz der Lagune, hieß es in einer Mitteilung der italienischen Regierung.

Die Maßnahme betrifft dem Dekret zufolge Kreuzfahrtschiffe mit mehr als 25.000 Bruttoregistertonnen oder einer Länge über 180 Metern beziehungsweise mehr als 35 Metern Höhe. Es gilt auch für Pötte, die gewisse Abgasnormen überschreiten. Dagegen dürfen Schiffe, die als nachhaltig gelten oder nicht unter die Kriterien für das Verbot fielen, weiterhin die Lagune passieren. Es könne sich dabei etwa um Kreuzfahrtschiffe mit einer Größenordnung von rund 200 Passagieren handeln.

Kreuzfahrtschiffe sollen im Industriehafen anlegen

Als Übergangslösung sollen die Kreuzfahrtschiffe auf den Hafen in Marghera ausweichen, der am Festland liegt und nicht im historischen Zentrum Venedigs. In dem Industriehafen legen derzeit meist Frachter an. Infrastrukturminister Enrico Giovannini will unter anderem für die Anlegestellen dort 157 Millionen Euro ausgeben. Der Hafen dürfte aber nur eine temporäre Lösung bleiben, denn gleichzeitig sucht der Hafen von Venedig einen dauerhaften Anlegeplatz für die Zukunft.

Eine Expertenkommission will dafür in den kommenden beiden Jahren Vorschläge entgegennehmen und sie auf ihre Machbarkeit prüfen. Bis zum 30. Juni 2023 soll das Gewinnerprojekt feststehen. Giovanninis Ministerium will dafür 2,2 Millionen Euro investieren. Der Verband der Kreuzfahrt-Reedereien begrüßte die Maßnahme und hofft damit auf mehr Planungssicherheit in Venedig. Laut Nachrichtenagentur Ansa soll auch ein neues Kreuzfahrtterminal gebaut werden.  

Auf diese Weise solle ein historisches und kulturelles Erbe nicht nur Italiens, sondern der ganzen Welt geschützt werden, teilen vier Ministerien, darunter die für Infrastruktur und Tourismus, gemeinsam mit.

Maßnahmen sollen auch Venedigs Welterbe-Status retten

Seit Jahren wird darüber gestritten, dass die Kreuzfahrtschiffe Umwelt und Substanz der Stadt zerstören. Auf nur noch etwa 50.000 Einwohner kommt die Unesco-Welterbestadt. Dafür ist der Tourismus bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie im letzten Jahr kontinuierlich gestiegen, Millionen Menschen kamen mit Kreuzfahrtschiffen in die Stadt, 2019 wurden laut Region rund 13 Millionen Übernachtungen registriert.

Mit dem nun verhängten Verbot dürfte Rom auf die jüngsten Forderungen der UN-Kulturbehörde Unesco eingehen. Ihre Experten hatten vor wenigen Wochen vorgeschlagen, Venedig auf eine Negativ-Liste für gefährdetes Weltkulturerbe zu setzen, unter anderem wegen der Kreuzfahrtriesen. Sie verlangten zum Beispiel, die Schiffe zu geeigneteren Häfen in der Umgebung umzuleiten. Ab Mitte Juli könnte eine Entscheidung darüber fallen. Venedig und seine Lagune haben seit 1987 den Welterbestatus der Unesco.

dpa

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