Wassersport Frische Ideen für neue SUP-Abenteuer

von Holger Fröhlich
Last-One-Standing: Wer schafft es zuerst, sein Gegenüber vom Brett ins Wasser zu befördern?
Last-One-Standing: Wer schafft es zuerst, sein Gegenüber vom Brett ins Wasser zu befördern?
© Casey Robertson
Christoph Krahe – erfahrener SUP-Tourer und Gründer des Labels "Paddelbrett" – verrät uns, was wir diesen Sommer noch alles auf unseren SUP-Bretter erleben können

SUP Games: Mögen die Wasserspiele beginnen!

Letztes Jahr seid ihr meditativ über Seen und Kanäle geglitten –dieses Jahr stürzt ihr euch in den Brettkampf. Sportfanatiker und Wettkämpferinnen macgyvern sich aus ein paar Ästen und etwas Schnur ein Tor, machen das Paddel zum Schläger und den See zum Hockeyfeld. Hartgesottene bewaffnen sich mit Poolnudeln zum Last-One-Standing. Wer zuletzt steht, hat gewonnen.

Ausrüstung: Die Brettwahl hängt von der Geschicklichkeit ab – und wie wichtig einem eine gute Figur vor Publikum ist. Je kürzer das Brett, desto beweglicher seid ihr. Alle, die erst anfangen, stehen auf einem etwas längeren Allround-Touring-Board sicherer.

Und weiter: Unbedingt auf die anderen Badegäste achten und ein seichtes Gewässer wählen. Wer mehr Action will, fülle eine Socke mit zwei nassen Schwämmen und spiele sich diese gegenseitig mit dem Paddel zu – ohne Wasserberührung. Das klingt deutlich leichter, als es ist.

Inspiration: Würdige Gegnerinnen und Kontrahenten findet ihr bei der German SUP League oder vor dramatischer Szenerie bei der legendären Rennserie SUP Alps Trophy.

SUP Family: Picknick auf dem Flugzeugträger

Wem das Paddeln auf Dauer zu einsam ist, der packe neben der Badehose einfach die ganze Familie ein. Auf einem Big-SUP finden bis zu zehn Personen Platz – und das ist auch gut so, denn um einen solchen Koloss zu manövrieren, braucht ihr mindestens drei Paddler.

Ausrüstung: Ein Big-SUP ist mindestens zwei Meter breit, sechs Meter lang und 40 Kilogramm schwer – also nichts für Einzelkämpfer. Dafür passt es zusammengerollt in jeden Kombi. Wer den Kaufpreis scheut, kann sich an gut bestückten Verleihstationen auch eines mieten. Profitipp für Bastlerinnen: Über die Ösen auf dem Brett lassen sich mehrere normale SUPs miteinander zum Riesenfloß verbinden. Fürs Picknick Anker nicht vergessen!

Und weiter: Gute Big-SUPs gibt es ab etwa 2500 Euro. Die Tagesmiete bei paddelbrett.de inklusive Tasche, Pumpe und zehn Paddeln kostet rund 200 Euro pro Tag. Für Mehrtagestouren gibt es besondere Angebote.

Bis zu 10 Personen können auf einem Big-SUP paddeln, ein gutes Gefährt für den Familienausflug
Bis zu 10 Personen können auf einem Big-SUP paddeln, ein gutes Gefährt für den Familienausflug
© Casey Robertson

SUP Clean Up: Räum dein Gewässer auf

Ihr habt schon jeden Quadratmeter in eurer Umgebung abgepaddelt, kennt jeden Schilfhalm? Tut was Sinnvolles! Schnappt euch Freunde und fischt Pfand und Plastik aus den Gewässern. Beim bundesweiten SUP Clean Up 2020 haben mehr als 250 Paddler an 31 Orten an einem Wochenende mehr als eine halbe Tonne Müll eingesammelt. Wetten, diesen Rekord können wir 2021 noch toppen?

Ausrüstung: Ihr könnt mit jedem Brett zum Müllsammeln ausrücken, aber je kleiner eines ist, desto wendiger seid ihr bei der Chipstütenjagd. Nützlich ist ein wasserdurchlässiger Jutebeutel zum Sammeln des Treibguts – mit Steinen gefüllt und am Brett vertäut, wird er nach Feierabend zum Anker.

Inspiration: Wer verbündete Müllsammlerinnen sucht oder Sammelaktionen organisieren will, wird unter gewaesserretter.de fündig. Müllfischen könnt ihr natürlich immer; viele Aktionen gibt es rund um den Internationalen World Cleanup Day am 18. September.

SUP Safety: Bretthart für mehr Sicherheit sorgen

Je größer eure Standfestigkeit, desto größer eure Sicherheit unterwegs. Beides lässt sich ebenso trainieren! Profis lassen sich zum Rettungsschwimmer ausbilden – damit seid ihr im Fall der Fälle eine echte Hilfe.

Ausrüstung: In fließendem Gewässer solltet ihr unbedingt auf die Sicherungsleine am Fuß verzichten – sonst ist die Gefahr groß, dass euch die Strömung in die Tiefe zieht. Dafür gibt es extra Hüftgurte oder Schwimmwesten mit Panikauslösung.

Inspiration: Übung 1: für den besseren Stand in steigendem Tempo von vorn nach hinten auf dem Brett laufen. Steigerung: Rückweg im Rückwärtsgang. Übung 2: Luftsprünge auf dem Brett probieren. Steigerung: dabei eine 180-Grad-Drehung in der Luft hinlegen. Herausforderung: mit trockenen Haaren an Land kommen. Übung 3: Professionelles Abschleppen trainieren! Anleitung zum Rescue-Flip auf der linken Seite.

Wassersport: Die Rettung üben: SUP auf die Deckseite drehen, die hilflose Person auf das umgedrehte Brett ziehen und mit einer Gewichtverlagerung das Brett umflippen
Die Rettung üben: SUP auf die Deckseite drehen, die hilflose Person auf das umgedrehte Brett ziehen und mit einer Gewichtverlagerung das Brett umflippen
© Casey Robertson

Die Rettungsübung (siehe Bild):

  1. Mit dem sogenannten Rescue-Flip könnt ihr ohnmächtige Paddlerinnen und Paddler bergen. Dazu dreht ihr euer SUP auf die Deckseite (die Finne zeigt in den Himmel), zieht die hilflose Person ein Stück weit auf das umgedrehte Brett ...
  2. ... und klettert auf die gegenüberliegende Seite des Bretts. Während ihr nun die Person unter den Achseln festhaltet, verlagert ihr euer Gewicht nach hinten und flippt das Brett in eure Richtung.
  3. Die Finne liegt jetzt wieder unter Wasser. Die Person rutscht dabei ganz aufs Brett und kann von euch sicher an Land gepaddelt werden. Ist nicht ganz einfach, kann aber Leben retten.

Und weiter: Die Ausbildung zum Rettungsschwimmer in sechs bis zehn Terminen kostet beim DRK inklusive Lernmaterial 60 Euro, die Erste-Hilfe-Grundausbildung dauert einen Tag und kostet 50 Euro. Auch die Kenntnis der Binnenschifffahrtszeichen gehört zur Grundausbildung auf dem SUP. Nachhilfe gibt der Deutschen Kanuverband (kanu.de) oder Wikipedia.

Christoph Krahe ist Stehpaddler der ersten Stunde, Gründer des SUP-Labels „Paddelbrett“ 
Christoph Krahe ist Stehpaddler der ersten Stunde, Gründer des SUP-Labels „Paddelbrett“ 
© Casey Robertson

SUP Around the Clock: Heute hier, morgen fort

Wer Strecke machen und nicht abends wieder da ankommen will, wo er morgens gestartet ist, für den ist die Mehrtagestour gemacht. Für Abenteuerlustige, Langstreckenläuferinnen oder Pfadfinder, die statt im Fünf-Sterne-Hotel lieber unterm Sternenzelt schlafen.

Ausrüstung: Je länger die Tour, desto länger das Brett. Und je mehr Gepäck ihr mitnehmt, desto größer sollte auch euer Board sein. Konkret sollte euer Brett mindestens 11,8 Fuß (3,6 Meter) lang sein und ausreichend Schlaufen (für Griffe, Paddel und Kamera) und Ösen zum Anlegen und Vertäuen eures Gepäcks haben. Faustformel für die Brettgröße lautet: "Brettvolumen minus Körpergewicht gleich Restvolumen", wobei im Flachwasser mindestens 150 Liter Restvolumen bleiben sollten. Und: Zum Körpergewicht kommt natürlich noch das Gewicht eures Gepäck. Unverzichtbar sind Schwimmweste, Mobiltelefon, Erste-Hilfe-Set, Karten, Proviant, Trinkwasser, Sicherungsleine und Multitool.

Detaillierte Tourenvorschläge findet ihr im "SUP-Reiseführer Deutschland" (20 €, auch als eBook, herausgegeben vom Deutschen Kanu-Verband) oder in Kanu-Reiseführer – denn was im Sitzen geht, läuft natürlich auch im Stehen.

SUP Urban: Die Stadt vom anderen Ufer kennenlernen

Viele Städte und Metropolen lassen sich auch vom Wasser aus erschließen – und beim ÖPNV-SUPen kann man damit zusätzliche Umwelt-Karmapunkte sammeln. Los geht’s entweder vor der eigenen Haustür oder auf der nächsten Reise.

Ausrüstung: Profis sagen: Länge läuft. Je länger das Brett, desto schneller der Lauf. Auf einem Allround-Touring-Brett kann man also gut Strecke machen, aber auch mal dümpeln und die Aussicht genießen. Für den Transport in den Öffis lohnt sich ein Rucksack mit Rollen und ein wasserdichter Packsack für die Wechselklamotten. Empfehlung: der robuste und umweltfreundliche Fold Drybag Endura von Exped für rund 40 Euro.

Und weiter: Eigene Apps für die Tourenplanung gibt es zwar nicht, dafür hilft ein Blick auf SUPScout oder Google Maps. Einfach nach den blauen Straßen suchen. Inwiefern die befahren werden dürfen, bitte beim örtlichen Kanuverband erfragen.

Zuerst erschienen in Walden 07/2021