Seit Jonk 2015 erstmals in Prypjat und in der Atomkraftruine von Tschernobyl fotografierte, begeistert er sich für den morbiden Charme des untergegangenen Sowjetreichs, wo riesige Arbeitermosaike zerkrümeln, Wandbilder abblättern, ganze Dörfer und Industriegebiete zu Geisterstädten werden, sich niemand zuständig fühlt, Büros auszuräumen, Teller wegzustellen oder Inventar zu verkaufen.
 
    Jonathan Jimenez ist so etwas wie ein Star der "Lost Places“-Fotografie. Gleich sein erstes Buch ”Naturalia“ wurde ein Hit und auch der Nachfolger "Naturalia II" sehr erfolgreich. Efeu rankt durch zerbrochene Fenster, Birken schießen aus verregneten Fußböden, Knöterich zieht neue Wände in verfallene Räume. "Der Mensch baut, der Mensch gibt auf“, sagt der Fotograf: "Wenn der Mensch geht, kommt die Natur zurück. Immer wieder ein Wunder.“ Die gestochen scharfen Bilder der Pflanzen, die sich verlassene Gebäude zurückerobern, sind poetisch, teils magisch.
Der 38jährige Autodidakt kommt aus der Streetart-Szene in Barcelona. Als Graffiti-Künstler in Paris, wo er schon seit vielen Jahren wohnt, war er oft in verlassenen Bauten abseits der sauberen Stadt unterwegs, tauschte bald Spraydosen gegen Kamera.
Als Fotograf arbeitet er heute unter seinem alten Graffiti-Spitznamen: Jonk. Für seine Lost-Places-Bilder bewegt er sich oft illegal in aufgelassenen Vergnügungsparks, Sanatorien, Kraftwerken, Zoo- und Bahnanlagen oder Schulen. Lost Places fand er in Belgien, Italien, Frankreich natürlich, Detroit, im ehemaligen Jugoslawien und Bulgarien. Angeblich hat Jonk schon 1000 dieser Orte auf der ganzen Welt besucht. Wer so arbeitet, muss schnell stiften können. Die Zeit in der Sprayer-Szene hilft ihm dabei.
Für sein neuestes Buch "Baikonur, Relikte des sowjetischen Weltraumprogramms“ ist er ein hohes Risiko eingegangen. Das Areal des Kosmodroms in der Nähe der Stadt Tjuratam im Süden Kasachstan ist unfassbare 75 mal 90 Kilometer groß, allein 470 Kilometer Eisenbahngleise laufen durch das militärische Sperrgebiet.
Im Kosmodrom Baikonur, dem Raketenstartplatz der russischen Raumfahrt, stehen elf Montage- und Versuchskomplexe, 15 Raketenabschussrampen und diverse Ruinen. "Kosmodrom ist der größter aller Lost Places“, sagt Jonk, der für dieses waghalsige Projekt acht Tage unterwegs war.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
