Tierverhalten Sorgfältige Abwägung: Wie Elefanten ihre Wanderrouten planen

Afrikanischer Elefant
Einst in ganz Afrika heimisch, lebt der Afrikanische Elefant inzwischen vielfach nur noch in Schutzgebieten
© Bernd Adam
In Afrika stehen die meisten Elefantenbestände unter Druck – auch weil Lebensräume schwinden. Eine Untersuchung zeigt, wie die Tiere ihre Wanderungen planen. Das könnte helfen, Schutzkorridore einzurichten

Möglichst keine steilen Hänge, gerne viel Futter: Elefanten planen ihre Wanderungen nach Energieaufwand und verfügbaren Nahrungsressourcen. Dabei wägen sie anscheinend sorgfältig ab, wie ein deutsch-britisches Forschungsteam nach Analyse der Daten von mehr als 150 Afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana) im "Journal of Animal Ecology" berichtet.

Wanderungen von Tieren erfüllten wichtige Funktionen für Ökosysteme - etwa die Verbreitung von Samen und Nährstoffen, schreibt das Trio um den Jenaer Wissenschaftler Emilio Berti vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv). 

GPS-Daten von 157 Elefanten im Norden Kenias

Das gilt insbesondere für den Afrikanischen Elefanten. Einst in ganz Afrika heimisch, lebt der weltweit größte Pflanzenfresser inzwischen vielfach nur noch in Schutzgebieten - bei generell rückläufigen Bestandszahlen, die vor allem auf Wilderei und den Verlust von Lebensräumen zurückgehen.

Angesichts dieser Situation sei es wichtig, die Gewohnheiten der Tiere zu kennen, um ihnen sichere Habitate einrichten zu können. Um dies abzuschätzen, analysierte das Team nun GPS-Daten von 157 Elefanten in der Region Samburu in Kenia im Zeitraum von 1998 bis 2020. 

Energiesparen, wo immer es geht

Die Auswertung zeigt vor allem, dass die tonnenschweren Kolosse ihren Energieaufwand minimieren: 94 Prozent der Tiere mieden steile Hänge und unwegsames Gelände. Ein ähnlich hoher Anteil, 93 Prozent, entschied sich für Umgebungen, wo Pflanzen und Wasser möglichst reichlich vorhanden waren.

Zudem hing die Auswahl der Landschaften vom Tempo der Tiere ab: Je schneller die Elefanten unterwegs waren, desto stärker mieden sie schwieriges Terrain. Das Team schreibt von "Energielandschaften", die die Vorlieben der Tiere erklärten. Die oberste Priorität beschreibt Ko-Autor Fritz Vollrath von der Universität Oxford so: "Energiesparen, wo immer es geht". 

Erkenntnisse helfen beim Einrichten von Schutzgebieten

Offenbar, so betont das Team, wägen Elefanten sorgfältig ab, wie anstrengend insbesondere längere Strecken sind. Dies sei vergleichbar mit Vögeln, die für die Bewältigung ihrer Zugrouten günstige Winde ausnutzen, schreibt das Trio. 

Allerdings, so betonen die Autoren, gebe es durchaus auch individuelle Vorlieben der Tiere - etwa in Bezug auf die Nähe von Wasser: So mieden 64 Elefanten Gebiete, die fernab von Wasserstellen lagen. Im Gegensatz dazu bevorzugten 13 Individuen gerade solche Areale. Und bei 80 weiteren war keine klare Präferenz erkennbar.

Elefantenbestände sind rückläufig

Die Erkenntnisse könnten dazu beitragen, Wanderkorridore einzurichten. Diese sollten so angelegt sein, dass sie den Bedürfnissen der Elefanten entsprechen und gleichzeitig Konflikte mit Menschen vermeiden.

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Erst im November hatten Forschende im Fachjournal "PNAS" berichtet, dass die Elefantenbestände in Afrika in den vergangenen gut 50 Jahren drastisch gesunken sind: Die Zahl der Afrikanischen Elefanten sank demnach von 1964 bis 2016 um durchschnittlich 70 Prozent, die der kleineren Waldelefanten (Loxodonta cyclotis), die die Weltnaturschutzunion (IUCN) als "vom Aussterben bedroht" einstuft, sogar um 90 Prozent.

dpa

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