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Verhalten Kraken nutzen warme Quellen in der Tiefsee als "schnelle Brüter"

Bei einem Tauchgang im Jahr 2018 entdeckten Meeresbiolog*innen am Grund der Tiefsee vor der Küste Kaliforniens mehr als 1000 Kraken. Zunächst war unklar, was sie dort tun
Bei einem Tauchgang im Jahr 2018 entdeckten Meeresbiolog*innen am Grund der Tiefsee vor der Küste Kaliforniens mehr als 1000 Kraken. Zunächst war unklar, was sie dort tun
© Ocean Exploration Trust / NOAA ONMS
Vor vier Jahren entdeckt, haben Forschende nun eine Erklärung für eine rätselhafte Ansammlung von brütenden Kraken in 3200 Metern Tiefe

Im Jahr 2018 machten Meeresbiolog*innen vor der Küste Kaliforniens eine eigenartige Entdeckung: Die Kamera ihres Tauchroboters zeigte Tausende, grapefruitgroß zusammengerollte Kraken am felsigen Meeresgrund. Was taten sie hier, in mehr als drei Kilometern Tiefe? Und warum taten sie es ausgerechnet hier, in einer stockfinsteren, unwirtlichen Umgebung?

Die erste Frage konnte bald beantwortet werden: Sie brüten. Tiefsee-Kraken der Art Muusoctopus robustus verbringen viel Zeit mit ihrem Nachwuchs. Jahrelang behüten die Mütter ihre Eier – indem sie sich mit ihren Armen schützend um das Gelege rollen. Weitere Expeditionen zu der Kinderstube der Kraken förderten nun eine mögliche Erklärung für die Ansammlung von werdenden Müttern zutage: Die wechselwarmen Tiere nutzen die erhöhte Wassertemperatur.

Kraken nutzten warme Quellen als "schnelle Brüter"

Schon bei der Entdeckung war den Wissenschaftler*innen an Bord des Mutterschiffs "Nautilus" aufgefallen, dass das Wasser über dem Meeresboden schimmerte. Offenbar gab es große Temperaturunterschiede. Tatsächlich liegt der Kraken-"Kindergarten" im Bereich eines erloschenen Unterwasservulkans. Während die Durchschnittstemperatur in dieser Tiefe 1,6 Grad Celsius beträgt, ergaben Messungen über dem Tiefseeboden am Davidson Seamount Höchstwerte zwischen zehn und elf Grad Celsius.

Das kommt den brütenden Kraken entgegen: Denn bei einer höheren Umgebungstemperatur schlüpfen die Baby-Kraken schneller. Während die Embryonen für ihre Entwicklung bei einer Wassertemperatur von 1,6 Grad Celsius immerhin zwölf Jahre gebraucht hätten, dauert es bei den schnellen Brütern bis zum Schlüpfen weniger als zwei Jahre.

Dass es dabei nicht nur um einen Zeitgewinn geht, erläuterte Jim Barry vom Monterey Bay Aquarium Research Institute auf dem Ocean Sciences Meeting 2022: "Wenn man sich vorstellt, dass man 100 Eier legt, von denen jedes Jahr 10 Prozent sterben und man sitzt zwölf Jahre auf dem Nest, dann ist fast niemand mehr übrig, der schlüpfen kann." Infektionen, Raubtiere oder plötzlich auftretende hohe Temperaturen könnten den Bruterfolg über einen so lange Zeitspanne zunichte machen.

Dass zu viel Wärme dem Nachwuchs auch gefährlich werden kann, zeigte eine andere Forschungsfahrt: Auch vor Costa Rica haben Weibchen der Art Muusoctopus robustus versucht, ihren Nachwuchs schneller schlüpfen zu lassen – allerdings ohne Erfolg. Die Wassertemperatur an den warmen Quellen war einfach zu hoch.

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