Tiefsee Treffpunkt Thermalquelle: Ein Forschungsteam entdeckt vier neue Oktopus-Arten

Tiefsee: Treffpunkt Thermalquelle: Ein Forschungsteam entdeckt vier neue Oktopus-Arten
© ROV SuBastian / Schmidt Ocean Institute
ROV SuBastian / Schmidt Ocean Institute
Im Pazifik kommt eine fremde Welt ans Licht: eine Kinderstube für bislang unbekannte Kraken. An einem Seeberg vor Costa Rica brüten die Kopffüßer ihren Nachwuchs aus

Das Scheinwerferlicht des Tauchroboters beleuchtet ein Reich, in das niemals ein Sonnenstrahl vorgedrungen ist: An einem Seeberg weit vor der Küste Costa Ricas ist einem internationalen Forschungsteam eine spektakuläre Entdeckung gelungen. Es stieß in der Tiefsee auf Brutkolonien von Kraken, die für die Wissenschaft bislang unbekannt waren. 

Vier neue Oktopus-Arten konnte das Team beschreiben: Eine gehört zur Gattung Muusoctopus und soll den Namen "Dorado Octopus" tragen – angelehnt an einen markanten Felsen des Seebergs, den das Forschungsteam erstmals kartiert und auf "El Dorado Hill" getauft hat. Wie die anderen Kopffüßerarten heißen werden, ist bislang nicht geklärt.

Der Dorado-Oktopus scheint die Wärme von Hydrothermalquellen an Hängen des Seebergs zu nutzen, um hier seinen Nachwuchs aufzuziehen: Die Bilder der Unterwasserkameras zeigen Dutzende Kraken, die zwischen den Felsen zusammengerollt ihre Eier ausbrüten. Vermutlich, so die Berichte des Forschungsteams, versuchen die Weibchen sich auf diese Weise – mit den Saugnäpfen ihrer Tentakel nach außen gekehrt – vor Fressfeinden zu schützen. Denn während sie brüten, bleiben die Oktopusse (soweit bekannt) regungslos und nehmen nicht einmal Nahrung zu sich: zum Teil über Jahre hinweg. Wenn der Nachwuchs dann schlüpft, stirbt die Mutter. So sind die Thermalquellen also Kinderstube und Friedhof der Kraken zugleich.

"Es war harte Arbeit, diese besonderen Orte zu finden, denn in der Wassersäule sind keine Indizien für sie erkennbar", erklärt Beth Orcutt vom Bigelow Laboratory of Ocean Sciences in einer Pressemeldung des Teams. Gemeinsam mit Jorge Cortés-Núñez von der Universität Costa Rica hatte Orcutt zwei Forschungsfahrten des Expeditionsschiffes "R/V Falkor" geleitet. Finanziert wurden beide Expeditionen vom Schmidt Ocean Institute – einer Stiftung, die sich seit Jahren mit aufwendigen Projekten für die Erkundung der Tiefsee einsetzt.

Am Zoologiemuseum der Universität Costa Rica sollen die Ergebnisse nun weiter ausgewertet werden: Mehr als 300 Tiefseetiere haben die Forschenden auf den beiden Expeditionen zusammengetragen. Bei der näheren Analyse könnten darunter durchaus noch weitere neue Arten zu finden sein. "Wir hoffen, dass unsere Funde nun auch dazu beitragen, die Lebensräume der Tiefsee vor Costa Rica zu schützen", so Cortés-Núñez.