Wer in der Dämmerung oder nachts augenscheinlich gesunde und aktive Fledermäuse sieht, sollte die Tiere nicht stören. Das gilt vor allem, wenn Sie ein Fledermausnest am Haus oder im Garten entdecken. Weibchen mit Jungtieren reagieren äußerst empfindlich auf Störungen. Erst, wenn eine Fledermaus hilflos erscheint, ist menschliches Eingreifen ratsam. Das ist meistens dann der Fall, wenn man die nachtaktiven Tiere tagsüber zu sehen bekommt, zum Beispiel frei hängend oder auf dem Boden.
Verletzte Fledermäuse benötigen Hilfe von Fachleuten
Hat eine Fledermaus offensichtliche Verletzungen, versuchen Sie bitte nicht, sie eigenständig zu versorgen, sondern wenden Sie sich an Expertinnen und Experten. Ansprechpartner in Ihrer Region finden Sie unter folgendem Link. Hier wird man Ihnen das weitere Vorgehen beschreiben. Meist ist es sinnvoll, die Fledermaus schnellstmöglich in einem mit Küchenpapier und Luftlöchern ausgestatteten Pappkarton unterzubringen. Dieser sollte gut verschlossen sein, da die Tiere wahrscheinlich einige Fluchtversuche unternehmen werden. Platzieren Sie den Karton an einem ruhigen Standort mit Zimmertemperatur.
Achtung: Fassen Sie eine Fledermaus niemals ohne Handschuhe an. Alternativ bedecken Sie sie mit einem Tuch, ehe Sie sie aufheben. Die Tiere können kräftig zubeißen und im schlimmsten Fall Krankheiten übertragen.
Wie Sie Fledermäusen im Garten helfen
Fledermäuse haben mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. Viele Arten sind gefährdet. Unter anderem, weil sie keine geeigneten Unterschlüpfe finden oder im Straßenverkehr und durch Rotorblätter von Windkraftanlagen verletzt werden. Durch den Insektenschwund fehlt es den Tieren außerdem an Nahrung und Dürreperioden setzen ihnen ebenfalls zu.
Mit einem fledermausfreundlichen Garten oder Balkon unterstützen Sie die Tiere. Empfehlenswert sind sogenannte Fledermauskästen und Fledermausbeete mit insektenfreundlichen Pflanzen wie Wegwarte, Kriechender Günsel, Wiesen-Flockenblume und Kartäuser-Nelke. Weitere Tipps finden Sie hier.
Starthilfe für geschwächte Fledermäuse
Wirkt eine Fledermaus unversehrt, aber entkräftet, bringen Sie sie zunächst an einen ruhigen Ort, der Schutz vor Katzen, Regen und praller Sonne bietet, aber gleichzeitig den freien Abflug ermöglicht. Geeignet ist zum Beispiel eine Wand unter dem Dachvorsprung. Ist so ein Ort nicht zu finden, sichern Sie das Tier vorübergehend in einem Pappkarton (siehe oben).
Möglichst schnell sollten geschwächte Fledermäuse Wasser zu sich nehmen. Bieten Sie es tröpfchenweise von der Seite an, niemals von vorn, denn dort befinden sich die Nasenlöcher, und es droht Erstickungsgefahr. Nutzen Sie eine Pipette, eine kleine Spritze, ein Wattestäbchen oder einen Pinsel. Möchten Sie der Fledermaus Nahrung anbieten, verwenden Sie ausschließlich lebende oder frisch zerdrückte Mehlwürmer aus der Zoohandlung.
Am Abend wird überprüft, ob die Fledermaus wieder zu Kräften gekommen ist und abfliegt. Dazu setzen Sie sie, falls nicht bereits geschehen, in der Dämmerung an eine raue Wand oder einen anderen katzensicheren Platz. Wichtig ist, dass der Boden darunter übersichtlich und gut einsehbar ist, damit Sie die Fledermaus im Zweifel wiederfinden. Ziehen Sie sich dann zurück, und lassen Sie der Fledermaus ausreichend Zeit, einen Flugversuch zu unternehmen. Gelingt dieser nicht, bringen Sie das Tier erneut in der Pappkiste unter und kontaktieren die regionale Fledermaushilfe.
Jungtiere sind Ausnahmefälle
Im Sommer kann es vermehrt zur Sichtung von Fledermausjungen kommen, die zum Beispiel aus dem Nest gefallen sind. Oft gibt es aber auch Verwechslungen: Zwergfledermäuse werden fälschlicherweise für Jungtiere gehalten. Unterscheiden kann man sie daran, dass Jungtiere nackt oder nur flaumig behaart sind. Sie tauchen bei uns in der Regel nur zwischen Ende Mai und Ende Juli auf. Sichtet man sie tagsüber und ohne ihre Mutter, benötigen sie Hilfe. Anders als bei erwachsenen Fundtieren gilt: Bitte nicht füttern! Denn es kann zu Verdauungsproblemen kommen, die sie unnötig schwächen. Sichern Sie junge Tiere daher in einem präparierten Pappkarton, und bieten Sie lauwarmes Wasser an.
Begeben Sie sich dann auf die Suche nach dem Nest. Oft befindet es sich ganz in der Nähe in Holzstapeln, unter Dachziegeln und Dachüberständen oder auf dem Dachboden. Halten Sie Ausschau nach Fledermauskot, der sich oft unter dem Einflugloch sammelt. Haben Sie das Quartier ausfindig gemacht, setzen Sie das Junge hinein.
Im Verlauf des Sommers wechselt die Mutter mit ihren Jungen das Quartier. Dabei kann es vorkommen, dass ein Baby unterwegs verlorengeht. Können Sie in unmittelbarer Nähe zum Fundtier also kein Nest ausfindig machen, bietet sich die Installation eines "Kuschelturms" oder "Babydoms" am Fundort an. Dabei handelt es sich um einen kleinen selbstgebastelten Turm, von dem aus das Jungtier nach seiner Mutter ruft und im besten Fall abgeholt wird. Platzieren Sie dazu eine große, kippsichere Schüssel an einem für das Muttertier frei zugänglichen Platz. Füllen Sie eine Flasche mit warmem Wasser, und stülpen Sie eine Socke darüber. Die Flasche wird nun in die Schüssel gestellt und das Jungtier darauf platziert. Etwa ab Sonnenuntergang ist damit zu rechnen, dass die Mutter ihr Junges abholt. Beobachten Sie das Geschehen ruhig und mit ausreichend Abstand. Bleibt die Mutter fern, versuchen Sie das Ganze etwa zwei Stunden vor Sonnenaufgang erneut. Wird die junge Fledermaus auch dann nicht abgeholt, bringen Sie sie umgehend in eine Pflegestelle.
Fledermäuse in der Wohnung? Ruhe bewahren
Vor allem im Spätsommer fliegen unerfahrene Fledermäuse zuweilen durch gekippte Fenster und finden sich in Wohnungen wieder. Zwar kann einem diese unverhoffte Begegnung nachts einen großen Schrecken einjagen, aber eine Fledermaus im Schlafzimmer ist kein Grund zur Panik. Öffnen Sie das Fenster vollständig, und machen Sie alle Lichter aus. Die Fledermaus wird selbstständig ihren Weg nach draußen finden. Etwas mehr Aufwand wird nötig, wenn es zu einer sogenannten Invasion kommt – also ein ganzer Schwarm Fledermäuse in die Wohnung gerät. Oft handelt es sich dabei um junge Zwergfledermäuse, die auf der Suche nach einem neuen Quartier ihre Umgebung erkunden. Ein gekipptes Fenster stellt aus Sicht der Fledermäuse eine attraktive Nische dar. Gerne verschlafen die Tiere in Gardinen hängend den Tag. Sollten sie in der nächsten Nacht bei vollständig geöffnetem Fenster nicht abfliegen, kontaktieren Sie einen Ansprechpartner vom Fledermausschutz in der Nähe. Wichtig ist unter anderem, potenzielle Fledermausfallen in Räumen zu identifizieren und zu kontrollieren – die Tiere können zum Beispiel in Vasen oder Lampenschirmen gefangen sein.
Für weitere Informationen steht die bundesweite Fledermaushotline des NABU unter der Telefonnummer 030/28 49 84 50 00 zur Verfügung.