Von all den Paarungsritualen, die die Evolotion hervorgebracht hat, zählt das der australischen Laubenvögel vermutlich zu den Faszinierendsten. Die Männchen bauen aufwendige "Lauben" aus Hunderten Zweigen, die je nach Spezies einem Säulengang, einem Triumphbogen oder einem Festzelt ähneln.
Der Boden des Vorplatzes der Laube wird mit ausgewählten Gegenständen geschmückt. Das können leere Schneckenhäuser sein, Steine, Knochen, Samen, Früchte, Blüten oder sogar menschliche Hinterlassenschaften wie bunte Plastikschnipsel und Glasscherben.
Das Männchen präsentiert kreischend die schönsten Gegenstände
Die Weibchen beobachten die Bautätigkeit der Männchen in der Regel vom hohen Geäst aus. Und wenn ihnen eine Laube zusagt, flattern sie dem Ruf des Männchens folgend hinunter und betreten das Bauwerk.

Dann beginnt die Show. Das Männchen hüpft piepsend und kreischend vor dem Laubeneingang hin und her und zeigt dem Weibchen die schönsten Gegenstände, die es dann schwungvoll beiseite wirft. Manche Arten haben darüber hinaus aufwendige Choreografien entwickelt, die an die temperamentvollen Tanzschritte eines Tangos erinnern. Der Flammenlaubenvogel etwa, mit seinem grell rot-orange-gelb changierenden Gefieder, lässt die schwarzen Flügelspitzen hypnotisch vor den Augen des Weibchens kreisen.
Derart kunstvoll ist die optische Darbietung, dass Forschende lange den zweiten Part der Performance vernachlässigten: die Akustik. Wissenschaftler der Deakin University in Australien haben sich den Gesang nun genauer angehört – und zwar aus Sicht des Weibchens, das in der Laube hockt. Ihre Entdeckung, die sie in der Fachzeitschrift "Behavioral Ecology" präsentieren, fügt der Faszination dieser Vögel eine weitere Facette hinzu.
Die Forschenden zeichneten die Klangqualität mit Mikrofonen auf
Für ihr Experiment platzierten die Forschenden Mikrofone in den Lauben von Graulaubenvögeln (Chlamydera nuchalis). Und zwar genau dort, wo sich der Kopf des Weibchens befindet, wenn es in der Laube sitzt. Dann spielten sie die Gesänge des Vogels von unterschiedlichen Stellen vor der Laube aus ab, also von dort, wo das Männchen seinen Paarungstanz aufführt.
Die Forschenden schreiben, dass sie die Aufführung deshalb nachstellen mussten und nicht direkt aufzeichnen konnten, weil die Männchen keine Mikrofone in ihrem Bauwerk duldeten; innerhalb weniger Minuten zerstören sie alle fremden Gegenstände.
Die Vögel erweisen sich als begabte Klangingenieure
Das Ergebnis: Die Geometrie der Laube sorgt offenbar dafür, dass die Geräusche, die das Männchen vorm Eingang macht, auf Kopfhöhe des Weibchens maximal verstärkt werden. Die Laube wirkt also wie eine Art umgekehrtes Megaphon. Mehr noch: Die Dekorationen auf dem Vorplatz der Laube erhöhen die Intensität mancher Frequenzen und schwächen andere ab.
Auch das Männchen selbst moduliert den Klang seiner Stimme, indem es den Kopf vor dem Eingang vor- und zurück bewegt oder zur Seite dreht, wenn es seinen Nackenkamm präsentiert. Die Forschenden schließen daraus, dass die Laube nicht nur eine optische Funktion erfüllt, sondern gleich einem Opernhaus auch die Akustik der Aufführung optimiert.
Nach dem Ende der Vorstellung kommt es zur Paarung. Hat das Weibchen bis zum Schluss ausgeharrt, rennt das Männchen um die Laube herum zum Hinterausgang und begattet es. Als Nest taugt die Laube übrigens nicht. Das baut das Weibchen später allein und zieht auch die Jungen selbst groß. Das Männchen feilt derweil weiter an seiner Aufführung – um so viele Weibchen wie möglich zu beeindrucken.