Sport Tipps vom Profi: Warum SUP Yoga fasziniert – und wie der Einstieg gelingt

Konzentration und Balance: SUP-Yoga bringt andere Herausforderungen mit sich als Sport im Studio
Konzentration und Balance: SUP-Yoga bringt andere Herausforderungen mit sich als Sport im Studio
© JMichl / E+ / Getty Images
Wassersport mal anders: Yoga auf dem SUP-Board erfordert Kraft und Konzentration. Experte Philipp Heindl gibt Tipps für Einsteiger, die SUP-Yoga ausprobieren wollen

Ein sonniger Morgen, die Wasseroberfläche ist ruhig, nur ein paar Enten ziehen ihre Bahnen. In der Mitte des Sees treiben bunte Bretter, sternförmig angeordnet. Auf ihnen: Menschen, die Yoga machen und dabei sehr entspannt wirken – trotz des wackeligen Untergrunds. Willkommen beim SUP-Yoga.

Was ist SUP-Yoga?

Die Idee ist einfach: SUP-Yoga verbindet zwei beliebte Hobbys. Statt im Studio auf der Matte zu stehen, geht es zum Yoga-Üben mit dem SUP-Board hinaus aufs Wasser. Die Luft ist frisch, das Board schaukelt sanft, Vögel zwitschern. Idealerweise setzt schon beim Paddeln zum richtigen Fleckchen auf dem Wasser die Entspannung ein.

Yoga lebt von Ruhe, bewusster Bewegung und tiefer Atmung. Auf dem Wasser wird das zur besonderen Erfahrung. Denn SUP Yoga ist definitiv ein Sommer- und Schönwettersport. Praktiziert wird unter freiem Himmel – kein künstliches Licht, kein geschlossener Raum, keine Lüftung. Stattdessen im Idealfall: Weite, Wasser, Ruhe.

Gleichzeitig erfordert SUP-Yoga Kraft und Balance. Die bereits auf festem Boden oft anstrengenden Yoga-Übungen auszuführen ist auf dem wackeligen Untergrund noch etwas anspruchsvoller. Nicht nur für den Geist, sondern auch für den Körper ist SUP-Yoga deshalb eine Wohltat. 

Wie entstand der SUP-Yoga Trend?

Stand-up-Paddeln, oder kurz SUPen, hat seine Wurzeln in der polynesischen Fischerei. Später entdeckten Surfschulen das Board als praktische Unterstützung. Surftrainer nutzen Board und Paddel, um in den Wellen leichter Unterricht halten zu können. Der Durchbruch kam, als Surflegende Robby Naish das Stand-up-Paddling weltweit bekannt machte. 

Der Einstieg ist einfach: "Ich sage immer, wenn man Fahrrad fahren kann, hat man auch die nötige Balance, um SUPen zu können", erklärt Phillipp Heindl, Mitbegründer des SUP Club Hamburg. Im Gegensatz zu anderen Surfsportarten, die viel Balance erfordern, macht das den Sport niedrigschwellig für Einsteiger.

"Die Idee, Yoga auf dem SUP-Board zu machen, entstand aus einem Geistesblitz bei einem Feierabendbier mit meinem Kollegen Julian Bube, der auch heute noch SUP-Yoga-Stunden gibt. Wir hatten damals einen Surfshop", erzählt Philipp Heindl. "Unsere Idee: Die ideale Ergänzung zum normalen Yoga wäre doch Yoga auf dem SUP-Board, also auf dem Wasser. So nutzt man den wackeligen Untergrund des Boards, um die Yoga-Übungen aufzuwerten. Gleichzeitig kann man die Natur und das Wasser genießen." 

Die Kurse waren sofort voll, erinnert sich Heindl. "Wir haben erst mit der Zeit mitbekommen, dass es den SUP-Yoga-Trend auch schon in Kalifornien gab. Aber ich glaube hier in Deutschland waren wir wirklich Vorreiter."

Welchen Trainingseffekt hat das Yoga auf dem Wasser?

Wer auf einem instabilen Untergrund trainiert, fordert seine Muskeln besonders. Das Board schwankt, der Körper reagiert: "Die Muskelspitzen zittern sozusagen, weil sie ständig kleine Ausgleichsbewegungen machen müssen. So bleiben sie die ganze Zeit aktiv – kein Muskel kann sich ausruhen. Das sorgt für einen durchgehenden Reiz und fördert gezielt den Muskel- und Kraftaufbau", erklärt Heindl. 

Das Prinzip kennt man von Balance-Boards im Fitnessstudio: Das Gerät gibt nie Ruhe, der Körper arbeitet permanent, um im Gleichgewicht zu bleiben. Drückt das Gewicht des Körpers auf einer Seite auf das Board, muss er die Bewegung auf der anderen ausgleichen. Das daraus resultierende Wackeln fordert die Muskulatur effektiv heraus.

Wer kann mitmachen?

Einfach loslegen – das geht auch beim SUP-Yoga. Wer schon Yoga-Erfahrung hat, tut sich leichter, und es bleibt mehr Energie, um sich auf die Balance zu konzentrieren. SUP-Kenntnisse sind dagegen nicht nötig. Das Paddel dient nur dazu, vom Ufer zum Kurs zu kommen – das schafft jeder. Anfänger müssen sich auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren: die richtige Haltung und das wackelige Board. Das kann anfangs herausfordern, aber Übung macht den Meister. SUP-Yoga ist deshalb ein Sport für alle, die neugierig sind und Lust haben, auf dem Wasser aktiv zu werden.

"Ins Wasser fällt bei unseren Kursen kaum jemand – das liegt auch an den richtigen SUP-Boards", erklärt Heindl. "Am besten geeignet sind großflächige SUP Boards in entsprechender Länge und ausreichend breit, mit weicher und glatter Oberfläche. Wir haben dafür Boards aus Hartholz mit großer Finne. Das alles sorgt für die nötige Stabilität." 

Hürden sind für Einsteiger meist eher das Wetter, kaltes Wasser oder die neugierigen Blicke anderer Wassersportler. Doch wer sich traut, wird mit einer neuen Erfahrung belohnt – und mit jeder Übung sicherer auf dem Wasser.

Welches Zubehör brauche ich zum SUP-Yoga?

Kleidung: Bequeme Yogakleidung ist ideal. Am besten enganliegend und aus Funktionsmaterial – das trocknet schnell und saugt sich nicht voll, wenn es nass wird. Baumwolle wirkt wie Löschpapier: Einmal ins Wasser getaucht, bleibt nichts trocken. Lieber auf lockere, flatternde Kleidung verzichten. Barfuß auf dem Board ist Standard.

Sonnenschutz: Gut eincremen und eine Kopfbedeckung aufsetzen. An heißen Tagen empfiehlt es sich ohnehin, ein schattiges Plätzchen auf dem Wasser aufzusuchen, aber eine gut sitzende Kopfbedeckung schadet nie. Eine Sonnenbrille darf auch gerne mit, aber nur mit Band – sonst verschwindet sie schneller mit einem Platsch im Wasser, als man denkt. Spätestens bei Übungen wie dem herabschauenden Hund wird es brenzlig!

Wertsachen: Handy am besten in eine wasserdichte Tasche oder Handyhülle packen und so sicher verstauen. Persönliche Dinge können in der Regel auch vorn auf dem Board im Netz aufbewahrt werden. Manche SUP-Yoga-Schulen bieten auch Schließfächer an Land, in denen alles sicher verstaut werden kann.

Trinken: Unverzichtbares Zubehör beim SUP-Yoga ist eine Trinkflasche. Experte Philipp Heindl empfiehlt, mindestens einen Liter Wasser für zwei Stunden SUP-Yoga mitzunehmen.

Badekleidung: Keine Notwendigkeit, aber bei Hitze angenehm. Manche tragen sie drunter, andere kommen gleich in Bikini oder Badehose – je nach Wetter und Vorliebe.

Wann und wo?

Bei Sonne, warmen Temperaturen und ruhigem Gewässer macht SUP-Yoga am meisten Spaß. Die besten Kurse starten früh am Morgen, wenn das Wasser noch frei von Tretboten, Kajaks und anderen SUP-Boards ist, rät Heindl. Gerade für Anfänger sei auch angenehmer, dass es dann kaum neugierige Blicke von anderen Wassersportlern und Badefreudigen gibt. "So gelingt SUP Yoga am besten – ohne Trubel, ganz im Einklang mit der Natur. Ist zu viel los, bleibt die Erholung auf der Strecke." 

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