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Klimaschutz im Regenwald Studie: Aufforstungen setzen jahrelang mehr CO2 frei, als sie binden

Auch wenn gerodete Flächen im Regenwald aufgeforstet werden, setzen sie noch jahrelang Kohlendioxid frei
Auch wenn gerodete Flächen im Regenwald aufgeforstet werden, setzen sie noch jahrelang Kohlendioxid frei
© Richard Carey / Adobe Stock
Junge Bäume binden Kohlenstoff. Dennoch sind aufgeforstete Flächen noch zehn Jahre nach der Bepflanzung CO2-Quellen – also klimaschädlich. Der Grund dafür liegt am und im Boden

Bäume zu pflanzen – oder pflanzen zu lassen – ist beliebt. Zumal in den Zeiten der Klimakrise. Denn Bäume entziehen der Luft beim Wachsen Kohlendioxid und speichern es als Kohlenstoff dauerhaft in ihrem Holz. Doch ob und in welchem Umfang Aufforstungsprojekte wirklich dem Klimaschutz dienen, ist umstritten. Nun zeigen Untersuchungen aus Malaysia: Wiederaufgeforstete Flächen stoßen noch zehn Jahre nach Beginn der Bepflanzung mehr CO2 aus, als sie aus der Luft aufnehmen.

Denn die jungen Bäume binden zwar Kohlenstoff. Doch bei der Rodung liegen gebliebenes Totholz zersetzt sich und gibt CO2 frei. Zudem beginnen sich die organischen Stoffe im ungeschützten Boden zu zersetzen – und das sorgt für zusätzliche CO2-Emissionen.

Für ihre Studie untersuchte ein Team um Maria Mills von der Universität Leicester sieben Jahre lang die CO2-Gehalte der Luft in elf abgeholzten Flächen und verglich sie mit denen unbewirtschafteter Waldflächen. Manche der untersuchten Flächen waren massiv, andere nur teilweise gerodet worden. Das ernüchternde Ergebnis: Alle aufgeforstete Rodungen gaben in der Summe mehr Kohlenstoff an die Atmosphäre ab, als sie selbst binden konnten. Und das mindestens ein Jahrzehnt lang.

Rolle der Böden und des Totholzes unterschätzt

Zwar bestätigten die Wissenschaftler*innen frühere Forschungen, nach denen junge Bäume in Aufforstungen, auf die Fläche gerechnet, mehr CO2 speichern als die Bäume unbewirtschafteter Wälder. Der kurzfristige Wert von Aufforstungen für den Klimaschutz könnte in der Vergangenheit dennoch zu hoch veranschlagt worden sein – weil Prozesse im Boden und das Verrotten von Totholz nicht berücksichtigt wurden.

"Für Wissenschaftler*innen, die sich mit Landnutzung und Kohlenstoffbilanzen beschäftigen, ist es nicht wirklich neu, dass es eine Zeit dauert, bis in einem nachwachsenden Wald tatsächlich eine Netto-Kohlenstoffaufnahme stattfindet", kommentiert Almut Arneth, Leiterin der Abteilung Ökosystem-Atmosphäre-Interaktionen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Die Studie trage aber dazu bei, den Umstand Politiker*innen, Waldmanager*innen und einer interessierten Leserschaft zu vermitteln.

Mit Blick auf das Potenzial von Aufforstungen im Kampf gegen den Klimawandel sagt Arneth: "Der Klimawandel erfordert schon seit Jahren eine rapide, massive Reduktion der fossilen Emissionen, die aber immer noch nicht stattfindet." Die ganze Debatte um den zusätzlichen – sprich durch Aufforstung – erwarteten Beitrag der Wälder lenke davon eher ab.

Es sei keine Frage, dass Wälder, Savannen, Grasländer, Moore renaturiert werden müssten, wo es ginge. Das Hauptproblem seien aber nach wie vor die zu hohen fossilen Emissionen.

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