Bleibt während eines Fluges überhaupt Zeit, Bilder zu machen? Sie sind ja schließlich der Pilot.
Ich bin ein Pilot mit einer großen Leidenschaft für das Fotografieren. Ich habe meine Kamera immer dabei, um die wunderschönen Dinge, die mir während des Fliegens begegnen, festzuhalten. Aber natürlich hat es Priorität das Flugzeug zu steuern. Ich mache ausschließlich Fotos, wenn Zeit dafür ist. Und da ich Langstrecken fliege, sind wir ohnehin meistens drei bis vier Piloten an Bord, damit wir uns zwischendurch ausruhen können. Statt in den Pausen ein Buch zu lesen, mache ich eben Bilder.
Aber bestimmt verpassen Sie dann oft tolle Fotos...
Oh ja, das passiert leider sehr oft – besonders bei Start und Landung. Vor einiger Zeit bin ich in Anchorage, Alaska, gestartet. Die Sonne ging genau hinter den Bergen und Gletschern auf. Ein Nebelschleier bedeckte das Tal, nur einzelne Bäume warfen lange Schatten in das orange Licht. Ich wäre so froh gewesen, dieses Foto zu machen! Aber andererseits, bin ich glücklich solche Momente überhaupt sehen zu dürfen. Es ist ein Privileg für mich eins der größten und schönsten Flugzeug der Welt zu fliegen: eine Boeing 747-8. Und ich bin sicher, ich werde noch tausende ähnlich-schöne Momente erleben, die ich dann hoffentlich fotografieren kann.
Was war das Schönste, das Sie je aus dem Cockpit gesehen haben?
Zu meinen spektakulärsten Sichtungen gehört sicherlich ein sehr aktiver „Sturm“ von Polarlichtern über dem Nordpol. Sie strahlten in tiefem Lila, Grün und Gelb und die Farben spiegelten sich im Arktis-Eis unter uns. So ein Moment lässt sich mit Worten kaum beschreiben – und auch nicht fotografieren, selbst mit der besten Kamera.
Haben Sie eigentlich ein Lieblingsphänomen?
Ich mag Nordlichter sehr. Aber wenn es um Wetterphänomene geht, beeindrucken mich Gewitter am meisten. Besonders ihre ungeheure Kraft, die sie bei Nacht zur Schau stellen. Auch Elmsfeuer, die manchmal an Frontscheiben von Flugzeugen auftreten, sind extrem spektakulär. Sie sind allerdings ein seltenes Phänomen, das ich höchstens einmal im Jahr sehe. Das große Problem ist, dass ich als Pilot gerade in solchen Gewitter-Situationen sehr beschäftig bin oder es so turbulent ist, dass es unmöglich ist, zu fotografieren. Deshalb bin ich sehr froh, dass es mir zumindest einmal gelungen ist, ein Elmsfeuer mit der Kamera festzuhalten.
Verspüren Sie bei Extremwetterlagen auch mal Angst?
Angst ist da definitiv das falsche Wort. Aber man kann von Respekt sprechen. Deshalb tun wir ja auch alles, um heftige Gewitter, die ihre Kräfte bis in 20 Kilometer Höhe entfalten, zu umfliegen. Dafür nehmen wir sogar Umwege von hunderten Kilometern in Kauf, wenn es sein muss. Aber in den meisten Fällen kann ich die rohe Schönheit und Energie der Natur einfach nur genießen.