Es wirkt wie Zauberei: Eben haben die Wissenschaftlerinnen eine klare Flüssigkeit auf das weiße Stück Stoff in einer Petrischale gesprüht, da verfärbt es sich schon unter dem Laborlicht – erst hellblau, schließlich denimfarben. Was hier im Kleinstmaßstab produziert wird, ist blauer Jeansstoff. Einem Team an Dänemarks Technischer Universität (DTU) in Kopenhagen ist es gelungen, eine Methode zum Färben von Bluejeans zu entwickeln, die die Umwelt schont und die Gesundheit der Textilarbeiterinnen und -arbeiter weniger belastet.
3 Mrd. Jeans mindestens werden Schätzungen zufolge weltweit jährlich hergestellt
Denn bislang erhalten die Hosen die typische tiefblaue Farbe zumeist durch synthetisch hergestelltes Indigo. Die Färber tauchen den Jeansstoff dafür in ätzende Laugen, deren Giftstoffe nicht nur ihnen selbst schaden, sondern auch Flüsse, Böden und das Grundwasser verschmutzen. Die gesetzlichen Auflagen der Länder, in denen Jeanssstoffe häufig produziert werden, liegen oftmals weit unter dem, was hierzulande praktiziert wird.
Das Team um die Forscherin Ditte Welner nutzt für das Färben nun eine natürliche Vorstufe von Indigo: Indikan. Dass diese pflanzliche Substanz sich annähernd ungiftig in den blauen Farbstoff umwandeln lässt, war theoretisch lange bekannt – nur dauerte dieser Prozess extrem lange. Das für die Färbung nötige Enzym Indoxyl-Glycosyltransferase war bislang zu instabil, und Indikan ließ sich kaum in großen Mengen herstellen.
Eine neue Methode zum Jeansfärben wird erstmals konkurrenzfähig
Ditte Welner aber ist jetzt ein Durchbruch gelungen: Sie entwickelte eine neue Variante des Enzyms. Mit ihr lässt sich Indikan in großem Maßstab gewinnen. Auch das Färben selbst vereinfachte Welners Team entscheidend: durch den Einsatz von Licht, so wie in der Petrischale im Labor.
Damit wird die neue Methode erstmals konkurrenzfähig. Und die Menge an Giften, die beim Färben anfallen, ist laut Welner um bis zu 90 Prozent geringer als auf herkömmlichem Wege.
Färbereien und Modefirmen loben das schonende Färben zwar – halten sich mit Investitionen bislang aber zurück. Daher will das Team selbst eine Firma gründen, um umweltfreundliche Jeansstoffe auf den Markt zu bringen.