Jedes Jahr küren bei den "Public Eye Awards" eine Jury und die Öffentlichkeit herausragende Beispiele von rücksichtslosem Geschäftsgebaren auf Kosten von Mensch und Umwelt - im schweizerischen Davos, in Sichtweite des Weltwirtschaftsforums. Der Preis der Jury geht in diesem Jahr an den US-amerikanischen Textilkonzern Gap. "Trotz des schwersten Industrieunglücks des Landes, dem Einsturz der Rana-Plaza-Fabrik, mit über 1100 Opfern und unzähligen Verletzten, weigert sich der US-amerikanische Textilgigant Gap bis heute, das rechtlich verbindliche Abkommen 'Accord on Fire and Building Safety in Bangladesh' zu unterzeichnen", heißt es in der Begründung der Jury.
Als eine der Hauptrednerinnen bei der Preisverleihung kommentierte die Menschenrechtsaktivistin Kalpona Akter aus Bangladesh: "Gap weigert sich weiterhin, sich vertraglich dazu zu verpflichten, gemeinsam mit seinen Zulieferern und lokalen wie internationalen Gewerkschaften sicherzustellen, dass die Sicherheitsmängel in den Fabriken behoben werden und die Arbeitnehmenden das Recht haben, ihre Arbeit unter gefährlichen Bedingungen zu verweigern."
Der Publikumspreis geht in diesem Jahr mit großem Vorsprung an den russischen Ölkonzern Gazprom. Mehr als 95.000 Online-Voter entschieden sich für den größten Staatskonzern des Landes. "Gazprom ist das erste Unternehmen auf der Erde, das Öl aus den eisigen arktischen Gewässern pumpt, obwohl seine Sicherheitsbilanz an Land verheerend ist. Mittlerweile verurteilen die Menschen den Konzern wegen seiner miserablen Bilanz in punkto Sicherheit, Umwelt und Transparenz", sagte Greenpeace-Chef Kumi Naidoo bei der Bekanntgabe.
Für Aufsehen sorgte im September 2013 eine Aktion von Greenpeace-Aktivisten. 28 Männer und Frauen wurden beim Versuch, friedlich an der Gazprom-Ölplattform Prirazlomnaya zu protestieren, festgenommen und saßen wochenlang in Untersuchungshaft. Die Aktivisten sind mittlerweile auf freiem Fuß. Doch ihnen drohen weiterhin mehrjährige Haftstrafen.
Die Public Eye Awards werden vergeben von den Nichtregierungsorganisationen Greenpeace Schweiz und der "Erklärung von Bern".