Am 6. Mai vor 90 Jahren plünderten Nationalsozialisten das Institut für Sexualwissenschaft in Berlin. Seinem Begründer Magnus Hirschfeld warfen sie "jüdische Verführungsarbeit" und "Knabenunzucht" vor. Die Rekonstruktion einer Hetzjagd
Berlin, Samstag, der 6. Mai 1933: Um 9.30 Uhr halten einige Lastwagen vor einer Villa in Tiergarten. Eine Kapelle mit Blasinstrumenten spielt Marschmusik. Dann stürmen rund 100 Studenten unter Fanfaren das Gebäude, schlagen Türen ein, kippen Tintenfässer über Teppiche und Dokumente, schleppen tausende Bücher und Bilder aus dem Haus. Denn was hier in den Regalen steht und an den Wänden hängt verkörpert alles, was dem NS-Regime zuwiderläuft. Es ist ein Angriff auf das Institut für Sexualwissenschaft.