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London im Gin-Wahn Betrunken für einen Penny, sturzbesoffen für zwei 

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  • von Anna Lindemann und Theresa Moosmann
Als im 18. Jahrhundert französischer Weinbrand knapp wird, brennen die Briten selbst. Vor allem in London fließt billiger Gin Strömen – und lässt die Sitten verrohen. Manche schrecken selbst vor Kindsmord nicht zurück
Baby stürzt, während die Mutter betrunken ist
CHAOS UND VERDERBEN:  Ein Baby stürzt in den Tod, seine betrunkene Mutter hat syphillitische Geschwüre an den Beinen und nur Augen für Schnupftabak: Der satirische Künstler William Hogarth zeichnet ein drastisches Bild von den Gefahren des Gin (1751)
© The Metropolitan Museum of Art

Es ist ein kalter Januarmorgen im Jahr 1733, als Judith Dufour ihre zweijährige Tochter Mary aus einem Armenhaus im Osten Londons abholt. Das Kind lebt dort seit einigen Wochen in Obhut, bekommt Essen und Kleidung. Seine Mutter hat nicht genug Geld, um es zu ernähren, der Vater ist schon lange verschwunden. Nur manchmal nimmt Judith ihre Tochter zu sich, um ein paar Stunden mit ihr zu verbringen.

Vielleicht ist es die Verzweiflung, die Armut, die Judith Dufour an diesem Tag zum Alkohol treibt. Gemeinsam mit einer Bekannten fängt sie noch vor Sonnenuntergang an, sich zu betrinken. Als den Frauen der Fusel ausgeht, fassen sie einen Entschluss: Sie wollen die Kleidung des Kindes zu Geld machen.

Erschienen in GEO Epoche Nr. 133 (2025)

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