Haitianische Revolution Ein Sklave als Kaiser: Wie Frankreich seine wertvollste Kolonie verlor

geo_epoche
Bildnis von einem schwarzen Mann, der adlig gekleidet auf einem Stuhl sitzt
Ein fähiger Feldherr und ein kluger Stratege: François-Dominique Toussaint Louverture ist zunächst der bedeutendste Kommandeur der schwarzen Rebellen. Doch dann wird er verraten
©  Bianchetti / Leemage / picture alliance
Saint-Domingue ist um 1790 Frankreichs wertvollste Kolonie. Doch dann erheben sich dort die Sklaven gegen ihre Peiniger. Einer von ihnen schwingt sich auf zum Monarchen des ersten Unabhängigen Staates der Karibik: Haiti

Dies ist die Stunde der Vergeltung. Die blutige Strafe für Jahre des Unrechts, für gnadenlose Ausbeutung und ungezählte Peitschenhiebe. Sie wird vollstreckt im Namen von Generationen schwarzer Männer und Frauen, die auf den Plantagen schuften mussten, oft bis zum Tod. In diesem Frühling rächen sich die ehemaligen Sklaven von Haiti an ihren Peinigern.

Mit goldglänzenden Sporen an den Stiefeln betritt ihr Anführer Jean-Jacques Dessalines am 9. März 1804 den großen Platz oberhalb des Hafens der Stadt Jérémie. Auf dem Zweispitz des etwa 45-Jährigen wippen Federn, ein Backenbart sprießt ihm im Gesicht. Der einstige ­Sklave beherrscht seit wenigen Wochen das Land.

Erschienen in GEO Epoche Nr. 104 (2020)