Geschenkideen Sieben neue Bücher, über die sich Geschichtsinteressierte freuen

Frau sitzt an Kamin mit Buch in de rHand
Winterzeit ist Lesezeit: Gerade jetzt machen es sich viele Menschen mit einem Buch zu Hause gemütlich
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Büchergeschenke zu Weihnachten kommen fast immer gut an – besonders bei allen, die sich für Geschichte interessieren. Sieben Empfehlungen aus der GEO-Redaktion

Sie suchen zu Weihnachten das passende Buch für einen Geschichtsfan? Wir haben sieben Empfehlungen für Bücher, die 2024 erschienen sind – von Archäologie über Mittelalter bis hin zu Seefahrt und Musik.

Mütter Europas: Die letzten 43.000 Jahre

Die Männer jagten das Wild, und die Frauen sammelten Beeren – so lautet eines der gängigen Steinzeitklischees. Mit solchen und anderen Stereotypen räumt die schwedische Autorin Karin Bojs auf. In ihrem Buch schildert sie die Besiedlungsgeschichte Europas insbesondere aus weiblicher Perspektive – und zeigt auf, wie Frauen das gesellschaftliche Leben in der Stein- und Bronzezeit vorangebracht haben. 

Sie waren es wohl, die die ersten Hunde zähmten. Die Herstellung von Tongefäßen lag in Frauenhand, genauso wie die Milchverarbeitung. Und was spricht dagegen, dass Frauen mit Netzen Hasen fingen oder auch an der Großwildjagd teilnahmen? Bojs führt aktuelle Forschungsergebnisse und Neuinterpretationen (von männlichen Archäologen falsch gedeuteter) historischer Funde zusammen, hinterfragt alte Rollenbilder und schreibt Frauen in die Frühgeschichte hinein. 

Als Licht das Dunkel durchdrang: Das unterschätzte Mittelalter – eine Epoche des Wandels

Rückständig, dunkel und voller Gewalt? Das Mittelalter steht nicht in dem besten Ruf. Ian Mortimer, einer der bekanntesten britischen Historiker, skizziert ein völlig anderes Bild jener Zeit. Für ihn ist das Mittelalter nicht weniger als "die Geburtsstunde der modernen Welt". 

Detailliert beschreibt Mortimer die enormen Veränderungen und – ja, auch Innovationen – zwischen 1000 und 1600, die die Gesellschaften in Europa umgepflügt haben. Immer größere und höhere Kirchen errichteten die Baumeister, das Reisen wurde im Mittelalter etwas Normales, und erst das Papier schuf die Voraussetzung für die spätere Revolution des Buchdrucks (und beflügelte zugleich das Kreditwesen und damit das Wirtschaftswachstum). Ob in der Medizin, in der Rechtsprechung, beim Lebensstandard oder bei der Bildung: Keine Spur von Stagnation, wie Mortimer schreibt. Ein erfrischender Blick aufs Mittelalter!

Die Evolution der Gewalt. Warum wir Frieden wollen, aber Kriege führen

Zugegeben, der Titel klingt nicht gerade nach besinnlicher Weihnachtslektüre. Aber: Die Botschaft des Buchs ist optimistisch, denn die drei Autoren Harald Meller, Kai Michel und Carel van Schaik – ein Archäologe, ein Historiker und ein Evolutionsbiologe – schreiben dem Menschen eine grundsätzlich friedfertige Natur zu. "Der Krieg war für 99 Prozent der Menschheitsgeschichte untypisch." 

Über Hunderttausende Jahre hinweg haben unsere Vorfahren relativ friedlich zusammengelebt. Individuelle Gewalt und Aggressionen gab es freilich schon immer, systematisch geführte Kriege aber sind ein – aus archäologischer Sicht – junges Übel. Und so liest sich das Buch, gerade heute, wie ein Plädoyer für eine bessere Zukunft: Es ruft in Erinnerung, dass das Kriegführen keineswegs in die menschliche DNA eingeschrieben ist und unsere Ahnen in der Vergangenheit durchaus Möglichkeiten gefunden haben, Gewalt zu vermeiden.

Into the Groove. Vinyl-Kult: Die Geschichte der Schallplatte

Schallplatten liegen seit geraumer Zeit wieder im Trend – und hier kommt das passende Buch dazu: Fünf Musikjournalisten und offenkundige Vinyl-Liebhaber erzählen vom Aufstieg, Niedergang und Comeback der LP. Die Anfänge der Musikaufnahmen Ende des 19. Jahrhunderts finden genauso Platz wie die Evolution der Plattenspieler und die Geburtsstunde der modernen Hi-Fi-Technik in den 1950er-Jahren sowie die "Psychologie des Plattensammelns". 

Wunderschön ist das Bildmaterial: Da sind DJs zu sehen, die in den 1940ern Platten auflegen, Jugendliche, die Plattenläden durchwühlen, Sammlungen mit Millionen LPs und jede Menge ikonische Cover, von Elvis Presley bis Pink Floyd. Hier steckt knisternde Musik drin.

Die Antike und das Meer: Von Händlern, Söldnern und Piraten

Der Durchbruch der Demokratie in Athen, der Aufstieg des römischen Imperiums, die Ausbreitung des Christentums – ohne das Mittelmeer ist all das schwer vorstellbar. "Die antike Kultur war eine Küstenkultur" schreibt Raimund Schulz, Professor für Alte Geschichte, denn auch in seinem Buch. Was reichlich lapidar klingt, hatte immense Auswirkungen auf Wirtschaft, Philosophie, Politik, Religion, Erfindungen und Mentalität in der Antike.  

Schulz erzählt, wie die Menschen das Mittelmeer erobert haben, von Küstenpiraten, die Schiffe ausraubten, von den ersten wagemutigen Entdeckern, von Adligen, die mit Handel unermesslich reich wurden. Mit etlichen Karten versehen und reichhaltig bebildert, gibt das Buch Einblicke in ein Themenfeld, das in Werken über die Antike sonst häufig eine Nebenrolle spielt.

Das deutsche Alibi: Mythos "Stauffenberg-Attentat"

Was wurden nicht alles schon für Bücher, TV-Dokus und Spielfilme zum 20. Juli 1944 aufgelegt. Doch dieses Buch ist anders, erzählt es doch nicht die Geschichte des Attentats auf Hitler nach, sondern dessen Rezeption. Und die hat es in sich: "Mit dem 20. Juli 1944 als Ausweis deutscher Rechtschaffenheit konnte Adenauer die Wiederbewaffnung vorantreiben und die 1955 gegründete Bundeswehr später den Bruch mit der Wehrmacht reklamieren, obwohl sich ihr Personal bis ins Offizierskorps hinein aus der alten Hitler-Armee speiste", schreibt die Journalistin Ruth Hoffmann. 

Während die "Männer des 20. Juli 1944" zunehmend heroisiert wurden, geriet der Widerstand von Sozialisten und Sozialdemokraten in Vergessenheit – obwohl diese an der jahrelangen Vorbereitung des Staatsstreichversuchs beteiligt gewesen waren. Akribisch rekonstruiert Hoffmann, wie das "Stauffenberg-Attentat" zu einem Gründungsmythos der Bundesrepublik stilisiert wurde und bis heute – etwa von der AfD – instrumentalisiert wird.

Das LGBTQIA*-Buch

Von Sexualität im antiken Griechenland und das hinduistische Kamasutra über Homosexualität in der Weimarer Republik bis hin zur "Ehe für alle": Dieses Nachschlagewerk zeichnet in aller Kürze wichtige Meilensteine queerer Geschichte nach. Dabei wird schnell klar, dass homosexuelle und gendernonkonforme Personen auf der ganzen Welt seit jeher Teil der Gesellschaft sind – und kein Produkt der Moderne. 

Die Federführung für das Buch übernahm Michael Bronski, der als Professor im Fachbereich Frauen-, Gender- und Sexualwissenschaften an der Harvard-Universität in den USA lehrt. Er erzählt queere Geschichte nicht als reine Geschichte der Verfolgung und Ausgrenzung, sondern lässt Raum für Aktivismus, Geschlechtertheorien, Kurzporträts historischer Persönlichkeiten und den Stolz von Menschen aus dem LGBTQIA*-Spektrum. Ein Buch, das für gesellschaftliche Akzeptanz und Verständnis wirbt.

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