Wenn es dringend wird, ist sie plötzlich das Wichtigste der Welt: die Toilette. Ob als einfache Schaufel im Freien, hölzerner Donnerbalken oder hochmodernes Keramikwunder mit Dusch- und Trocknungsfunktion – die Menschheit hat im Lauf der Geschichte viele Lösungen gefunden, um sich Erleichterung zu verschaffen. Eine Notwendigkeit, die alle Menschen verbindet, quer durch Jahrtausende und Kontinente.
Mit Schaufel und Spaten
Schon in der Frühzeit der Menschheit waren eine Schaufel und ein Fleck Erde die gängigste Lösung. Ob auf Wanderzügen, beim Hüten von Tieren oder am Rand kleiner Siedlungen – die Schaufel gehörte im Alltag dazu wie der Wasserkrug oder das Feuerholz. Auch viele Armeen gruben über die Jahrhunderte Latrinen aus, oft mit Spaten und einfachsten Mitteln. Schnell, funktional und mit möglichst wenig Geruch.
Schulter an Schulter im alten Rom
Speziell die alten Römer zeigten aber, dass man aus der Not auch eine Tugend machen kann: In öffentlichen Latrinen saß man damals - in praktische Togas gehüllt - Schulter an Schulter, ganz ohne Trennwand. Unter den Sitzen plätscherte Wasser, das die Hinterlassenschaften davontrug.
Statt Toilettenpapier wurde ein Schwamm am Stiel eingesetzt, "tersorium" genannt, wie die Anthropologin Ann Olga Koloski-Ostrow in einem Bericht des "Smithonian Magazine" erläuterte. Hygiene war das nicht im modernen Sinne – aber gesellig war es allemal. "Man kann viel über eine Kultur erfahren, wenn man sich anschaut, wie sie ihre Toiletten benutzte", betonte Koloski-Ostrow.
Dusche von oben im Mittelalter
Im europäischen Mittelalter wurde das Geschäft zur Mutprobe: In den Städten verwendeten viele Menschen Nachttöpfe. Die Straßen hatten offene Abflüsse – Kanäle, die die Straßen entlangführten. Der Inhalt des Töpfchens wurde einfach aus dem Fenster gekippt. Nicht selten erschallte dabei der französische Ausruf "Garde à l’eau!" (Achtung, Wasser!). Wer unten vorbeilief, riskierte eine unliebsame Dusche - oder Schlimmeres. In Burgen oder Klöstern gab es hingegen Klos in Form von Erkern. Auch hier fiel das Geschäft meist einfach umstandslos von oben in die Burggräben.
Der Siegeszug des Wasserklosetts
Ein Meilenstein war dann die Spültoilette: John Harington, Patenkind von Königin Elizabeth I., soll 1596 ein Wasserklosett erfunden haben – doch das Gerät blieb zunächst ein Kuriosum. Erst mit der Industrialisierung und dem Bau moderner Kanalisationen im 19. Jahrhundert trat das "Water Closet" seinen Siegeszug an. Damit wurde die Toilette - samt Siphon zur Geruchsvermeidung - nicht nur bequemer, sondern auch ein wichtiger Verbündeter der öffentlichen Gesundheit.
Im viktorianischen Zeitalter war das Badezimmer dann plötzlich schick - zumindest bei den Reichen: Hübsch verzierte Porzellanschüsseln zeigten Geschmack und Fortschritt. Wer etwas auf sich hielt, ließ sich ein besonders elegantes Modell einbauen – das stille Örtchen wurde repräsentativ.
Hightech-Klos aus Japan
Heute ist die Toilette in manchen Teilen der Welt längst Hightech. Vor allem in Japan: beheizte Sitze, Düsen für die perfekte Reinigung, ein sanfter Luftstrom zum Trocknen, automatische Deckel, die sich wie von Zauberhand selbständig öffnen und schließen, und musikalische Untermalung gehören zum Standard. Parallel gewinnt Nachhaltigkeit an Bedeutung: Komposttoiletten und Modelle mit Wasser-Recycling gelten als Zukunftslösungen für eine wachsende Weltbevölkerung.