Gestein von einem Asteroiden zu untersuchen, ist teuer. Schätzungsweise 1,16 Milliarden Euro kostet etwa die OSIRIS-REx-Mission der NASA. Deren Raumsonde landete im Jahr 2020 spektakulär auf einem Asteroiden, um eine Probe aufzugabeln. Im September 2023 wird sie mit ihrer Fracht auf der Erde zurückerwartet. Forschende erhoffen sich daraus nicht nur Aufschlüsse über die Entstehung des Sonnensystems, sondern auch über die Anfänge des Lebens auf der Erde. Dessen Bausteine könnten – so eine These – mit Bruchstücken von Asteroiden aus den Tiefen des Sonnensystem buchstäblich vom Himmel gefallen sein.
Nun zeigen britische Forscherinnen und Forscher: Das geht auch günstiger. Zum Beispiel, indem man Bruchstücke von Asteroiden von der eigenen Auffahrt aufsammelt.
Etwa tausend Menschen waren im Februar 2021 in der englischen Grafschaft Gloucester Zeuge, wie ein Meteorit in die Erdatmosphäre eintrat und teilweise verglühte. Die ungefähre Absturzstelle konnte schnell ermittelt werden. Und tatsächlich fand sich nur rund zwölf Stunden nach dem Absturz auf einer Auffahrt in Winchcombe ein etwa haselnussgroßes Bruchstück: Ein einzigartiger Glücksfall für die Wissenschaft, denn jede Art von Kontamination mit irdischen Substanzen hätte spätere Analyseergebnisse verzerrt.
Ein Team um die Erdwissenschaftlerin Queenie Chan von der Universität London machte sich nun daran, dem schwarzen Bröckchen seine Geheimnisse zu entlocken – und wurde fündig: Das Steinchen enthielt verschiedene organische Verbindungen, darunter Aminosäuren, den chemischen Vorläufern jener Proteine, aus denen die Erbsubstanz DNA besteht.
"Die Untersuchung der organischen Bestandteile des Winchcombe-Meteoriten öffnete ein Fenster in die Vergangenheit", erläutert Chan in einer Presseerklärung: einen Blick auf die "einfache Chemie" des entstehenden Sonnensystems, die den Startschuss für die Entwicklung des Lebens auf der Erde gegeben habe.
Hinweise auf Wasser gefunden
Obwohl der Meteorit kein Wasser enthielt – durch die Reibung beim Eintritt in die Atmosphäre heizt sich Materie stark auf –, fanden die Forschenden Hinweise auf das Element des Lebens: Die chemischen Analysen ergaben, dass Teile des Meteoriten Wasser ausgesetzt gewesen sein müssen: Wasser, das die Forschenden auf dem Heimat-Asteroiden des Meteoriten vermuten und das an der Entstehung der Aminosäuren beteiligt gewesen sein muss. Zudem waren einige der organischen Verbindungen offenbar einst in Wasser gelöst.
Was genau den Boom des Lebens auf der Erde – und wahrscheinlich auch anderenorts im Universum – auslöste, ist bis heute ein Rätsel. Klar ist bislang nur: Aminosäuren spielten eine entscheidende Rolle.
Bei der NASA ist man unterdessen entschlossen, den kostspieligen Weg des Probensammelns im All weiterzugehen. Sobald OSIRIS-REx mit seiner steinigen Fracht vom Asteroiden "Bennu" zur Erde zurückgekehrt ist, wird die Sonde für die nächste Mission vorbereitet. Der nur wenige hundert Meter große Asteroid "Apophis" wird im Jahr 2029 in einer Entfernung von nur 32.000 Kilometern Entfernung an der Erde vorbeifliegen – und lädt zu einer weiteren Probenentnahme ein. Nur bücken und aufsammeln ist einfacher.