Anzeige
Anzeige

Saturnmond Nachweise von Phosphor: Auf Enceladus könnte Leben möglich sein

Wasserfontänen schießen durch die Eiskruste des Saturnmonds Enceladus
Unter der Eisdecke besitzt Enceladus einen Ozean aus flüssigem Wasser – und womöglich auch Leben
© Cover Images / imago images
Der Saturnmond Enceladus fasziniert Forschende seit Jahren, denn unter seiner dicken Eisschicht könnte Leben existieren. Eine neue Entdeckung macht dies noch wahrscheinlicher: Auf dem Mond wurden große Mengen Phosphor nachgewiesen

Der Ozean auf dem Saturnmond Enceladus enthält große Mengen an Phosphor – ein chemisches Element mit großer Bedeutung für die Entstehung und Entwicklung von Leben. Das zeigen Archivdaten der Raumsonde "Cassini", die von einem internationalen Forschungsteam neu analysiert und mit Laborexperimenten auf der Erde verglichen wurden. Damit erfülle der Ozean von Enceladus selbst die strengsten Bedingungen für die Einstufung als "lebensfreundlich", schreibt das Forschungsteam im Fachblatt "Nature".

Neben Wasserstoff, Sauerstoff und Kohlenstoff gelten Natrium, Schwefel und Phosphor als essenziell für die Existenz von Leben. Phosphor ist nicht nur ein wichtiger Bestandteil der Erbsubstanz DNA, sondern auch das zentrale Element für den Energietransport in Zellen. Doch "Phosphor ist von diesen sechs Elementen jenes, das im Kosmos am seltensten ist", erläutern Frank Postberg von der Freien Universität Berlin und sein Team.

Bei der Suche nach Leben in unserem Sonnensystem sind in den vergangenen Jahren immer stärker die Eismonde der Planeten Jupiter und Saturn in den Fokus gerückt. Denn viele von ihnen besitzen unter kilometerdicken Eispanzern tiefe Ozeane aus Wasser. "Doch bislang konnte Phosphor in keinem dieser Ozeane nachgewiesen werden", so das Forschungsteam. 

Enceladus: Wagemutiger Ritt der Sonde Cassini durch die Fontänen 

Eine Chance für einen solchen Nachweis bietet vor allem der Saturnmond Enceladus, der an seinem Südpol tektonisch aktiv ist und aus mehreren Fontänen Eispartikeln und Wasserdampf mehrere tausend Kilometer weit ins All hinaus schießt.

Die US-Raumsonde "Cassini", die von 2004 bis 2017 den Saturn umkreiste, flog mehrfach durch diese Fontänen hindurch. In den dabei von einem Spezialinstrument, dem Cosmic Dust Analyzer, eingefangenen Eis-Partikeln wiesen Forschende zunächst zwar organische – also auf Kohlenstoff basierende – Moleküle nach, aber keinen Phosphor. Unter Fachleuten blieb deshalb umstritten, ob der Ozean von Enceladus ausreichende Mengen dieses Elements enthält, um die Existenz von Leben zu ermöglichen.

Postberg und sein Team haben nun Daten von insgesamt 345 von Cassini eingefangenen Eis-Partikeln noch einmal mit neuen Verfahren und verbesserter Genauigkeit analysiert und stießen dabei auf neun Teilchen, die eine ungewöhnliche, von den anderen Partikeln abweichende Zusammensetzung zeigen: Sie enthalten Moleküle, deren Masse mit Natriumphosphaten übereinstimmen. Um abzuschätzen, wie viel Phosphate die Eis-Partikel und damit der Ozean von Enceladus enthalten, führte das Team zusätzlich eine Reihe von Labor-Experimenten durch.

Existiert Leben auf gleich mehreren Monden?

"Unsere Beobachtungen und unsere Laborexperimente deuten darauf hin, dass Phosphor im Ozean von Enceladus in Form von Phosphaten verfügbar ist", folgern die Forschenden. "Und zwar in Konzentrationen, die hundert Mal höher sind als in den Ozeanen der Erde." Galt die Verfügbarkeit von Phosphor bislang als Hürde für die Lebensfreundlichkeit des Saturnmonds, so ist diese Hürde damit überwunden.

Die Untersuchungen von Postberg und seinem Team weisen aber weit über Enceladus hinaus: In den Ozeanen anderer Eismonde von Saturn und Jupiter sollten ihrer Ansicht nach die chemischen Bedingungen ähnlich und damit auch dort Phosphor reichlich vorhanden sein. All diese Monde könnten daher lebensfreundlich sein.

Rainer Kayser, dpa dpa

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel