Entwickelte sich im Sonnensystem auch außerhalb der Erde Leben? Zu dieser Frage erschienen in den vergangenen Tagen gleich zwei wichtige Studien, eine mit einer eher positiven, eine mit einer eher negativen Botschaft.
Die positive zuerst. Eine vom NASA-Rover Perseverance im vergangenen Jahr auf dem Mars entnommene Gesteinsprobe könnte nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde möglicherweise Spuren von früherem mikrobiellen Leben enthalten. "Dies könnte das deutlichste Zeichen von Leben sein, dass wir auf dem Mars je gefunden haben", sagte der Interimschef der NASA, Sean Duffy bei einer Pressekonferenz. Sicher sei das allerdings nicht, betonte die stellvertretende NASA-Chefin Nicky Fox. Es seien noch mehr Daten und Studien notwendig.
Die Gesteinsprobe hatte Perseverance im vergangenen Sommer in einer Gegend namens Jezero Crater in einem ausgetrockneten Flussbett auf dem Mars entnommen. Dem NASA-Team war das Gestein aufgefallen, weil es Flecken zeigte, die einem Leoparden-Muster ähnelten. Die Probe war dann mit allen wissenschaftlichen Instrumenten, die der Rover an Bord hat, untersucht worden. Die Ergebnisse wurden nun im Fachmagazin "Nature" veröffentlicht.
Probe müsste auf der Erde untersucht werden
Das Gestein bestehe unter anderem aus Ton und Schlick und enthalte Kohlenstoff, Schwefel, oxidiertes Eisen und Phosphor, hieß es. Die Flecken im Gestein bestünden unter anderem aus den Mineralen Vivianit und Greigit, die in Kombination auf früheres mikrobielles Leben hindeuten können, allerdings auch ohne biologische Reaktionen entstehen können.

Für weitere Untersuchungen müsste die Probe zur Erde gebracht werden, eine entsprechende NASA-Mission ist aber derzeit auf dem Prüfstand. Selbst wenn sie durchgeführt würde, könnte sie die Proben wohl erst in den 2030er-Jahren zur Erde bringen. So lange bleibt die Frage offen, ob die Spuren auf dem Gestein tatsächlich durch Leben erschaffen wurden oder doch einen anderen Ursprung haben.
Skepsis an einem anderen Ort
Neben dem Mars (und der Erde) gibt es einen weiteren Ort im Sonnensystem, der als heißer Kandidat für Leben gilt: der Saturnmond Enceladus. Er ist von einem Mantel aus Eis bedeckt, doch darunter existiert ein Ozean, der durch Gezeitenkräfte erhitzt wird. Durch Risse im Eis, die als Tigerstreifen bezeichnet werden, schießen Wasserfontänen bis weit hinaus in den Weltraum. Durch solche Geysire flog 2008 die Sonde Cassini und detektierte auffällig viele organische Verbindungen, Moleküle, die sich zu Vorläufern des Lebens entwickeln können. Seitdem spekulieren Forschende, ob sich Leben im unterirdischen Ozean gebildet hat. Die ESA denkt sogar darüber nach, dort eine Sonde hinzuschicken.
Ein Forschungsteam um Grace Richards vom Istituto Nazionale di Astrofisica e Planetologia Spaziale in Rom hat aber nun eine alternative Erklärung gefunden. In Laborexperimenten simulierte das Team die Zusammensetzung des Eises auf der Oberfläche und in den Wänden der Tigerstreifen von Enceladus. Das Eis enthielt Wasser, Kohlendioxid, Methan und Ammoniak und wurde auf minus 200 Grad Celsius gekühlt. Anschließend bombardierte Richards' Team das Eis mit Ionen. Dadurch simulierten sie die Strahlung, die unentwegt auf Enceladus einprasselt und von der starken Magnetosphäre des Saturns herrührt. Die Ionen reagierten mit den eisigen Bestandteilen und erzeugten unter anderem Kohlenmonoxid, Cyanat und Ammonium. Auch entstanden molekulare Vorläufer von Aminosäuren.
Statt also aus den Tiefen des Ozeans, könnten die als präbiotisch geltenden Moleküle auch auf der Oberfläche des Mondes durch Strahlung entstanden sein. Dies schließt zwar nicht aus, dass im Ozean Leben existiert, ist aber ein erheblicher Dämpfer für die Astrobiologie. Sollte die ESA also doch eine Sonde dorthin schicken, braucht es Wege, um die Herkunft der Moleküle zu bestimmen.