GEO.de: Lars, worum geht es in Eurem Film?
Nach seinen beiden Missionen an Bord der Raumstation ISS hatte Alex die Chance, an einer neuen, besonderen Expedition teilzunehmen: zur Meteoriten-Suche in der Antarktis! Sechs Wochen lang haben er und die anderen Forscher dafür mitten im Eis gezeltet, nicht weit vom Südpol entfernt, und mit Schneemobilen die Gletscher am Rand der transantarktischen Bergkette untersucht.
Unser Film erzählt von den Abenteuern, die sie dort erlebt haben, und von der Faszination der Antarktis. Dabei zeigt er auch, wie die Wissenschaft heute noch immer von den Expeditionen der frühen Polarforscher profitiert, die durch genau diese Gegend vor mehr als 100 Jahren erstmals zum Südpol gelangt sind.
Hatten Gerst und sein Team ähnliches zu erleiden wie damals die Pioniere?
Zum Glück nicht ganz, aber für heutige Maßstäbe sind die Touren des ANSMET-Programms – „Antarctic Search for Meteorites“ – doch extrem. Bereits 2005, als Alex und ich zusammen in der Antarktis waren, hatten wir davon gehört. Die Meteoritensucher fliegen mit einer Spezialmaschine ins Eis und suchen dann als „Geschwader“ die Eisflächen nach verdächtigen, schwarzen Steinen ab. Sie fahnden nach „Aliens“: nach Geschossen, die Abermillionen Kilometer weit durch das Weltall gerast sind und dann hier am Erdboden aufprallen.
Manche Meteoriten sind nur so klein wie ein Fingernagel und entsprechend schwer aufzuspüren. Dabei haben die Forscher einiges auszuhalten: Sie sind völlig auf sich allein gestellt, bekommen die Stürme vom Hochplateau der Antarktis mit voller Wucht ab, können nicht ausweichen. Hin und wieder sinken die Temperaturen auf bis zu 40 Grad unter Null.
Andere Wissenschaftler nennen die Schneemobil-Gangs deshalb auch die „Hells Angels der Antarktis“.
Warum tun sich die Forscher diese Strapazen an?
Meteoriten enthalten einzigartige Hinweise darauf, wie unsere Erde entstanden ist, und wie sich das Leben auf unserem Planeten entwickeln konnte: Sie sind die Grundbausteine der Erde, sie haben ihr Schicksal seit jeher geprägt.
Einige Splitter stammen sogar vom Mond und vom Mars: Sie wurden von anderen Meteoriten aus unseren Nachbarn im All herausgeschlagen und dann zur Erde katapultiert. Für Astronauten ist die Erforschung von solchen „Botschaftern aus dem Sonnensystem“ deshalb auch zur Vorbereitung von künftigen Weltraummissionen unschätzbar wertvoll. Nur leider sind Meteoriten schwer aufzuspüren: Die Antarktis ist weltweit der beste Ort dafür. Im Eis können die Steine sich über Jahrmillionen unangetastet erhalten, während sie von den Gletschern am Fuß der Berge zusammengetragen werden.
Klingt spannend. Plant Ihr zusammen noch weitere Expeditionsfilme?
Ja. Der Film ist der Auftakt zu einer ARD-Reihe, in der wir Alex auf mehrere Expeditionen begleiten: Gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern reist er zu besonderen Orten, um den Planeten Erde besser zu verstehen. Die nächste Folge wird 2021 erscheinen, sie ist schon gedreht. Mit der Meeresforscherin Antje Boetius ist Alex vor den Azoren in die Tiefsee getaucht.