In Zeiten von Corona erfreut sich das Online-Shopping großer Beliebtheit: Man scrollt über die Webseite der Lieblingsmarke, packt ausgesuchte Produkte in den virtuellen Warenkorb und wenige Tage später steht das Paket mit den neuen Kleidungsstücken auch schon in den eigenen vier Wänden.
Beim Anprobieren kommt zu Hause allerdings schnell die Ernüchterung: Der Wollpullover, der auf den Fotos im Online-Shop so wunderbar weich und kuschelig aussah, entpuppt sich als kratzende Tortur. Beim ersten Tragen macht sich der Stoff durch Piksen bemerkbar, die Haut juckt und ist gerötet.
Nicht jede Wolle kratzt
Im Winter haben Wollpullover Hochsaison. Sie halten angenehm warm und sorgen dafür, dass wir trotz der kalten Temperaturen nicht frieren. Je nach Herkunft, Faserstärke, Qualität und der individuellen Hautempfindlichkeit kann sich die verarbeitete Wolle kuschelig weich oder kratzig anfühlen. Denn Wolle ist nicht gleich Wolle, Haut ist nicht gleich Haut und auch nicht jedes Gewebe, das "Wolle" im Namen trägt, muss kratzen.
Baumwolle zum Beispiel hat als rein pflanzliches Produkt eine besonders feine Faser, sie ist sanft zur Haut und kratzt nicht. Dafür isoliert Baumwolle nicht so gut, an sehr kalten Tagen friert man schneller. Tierische Schurwolle hingegen hält mollig warm. Die Fasern dieser Wollart lassen viel Platz für Luft, die Körperwärme kann dank der Luftpolster besser gespeichert werden. Dafür sorgen die dicken Fasern grober Schurwolle jedoch häufig für ein kratzendes Gefühl.
Ausschlaggebend ist die Faserstärke. Die dicken und starren Fasern grober Schurwolle krümmen sich nicht, wenn sie die Haut berühren, weshalb die Haut durch die kratzende Berührung gereizt wird und juckt. Die Dicke der Fasern ist abhängig von der Rasse und dem Lebensraum der Wolle gebenden Tiere. Das Fell und die Wollfasern von Schafen aus sehr kalten Gegenden sind meistens dicker.
Für ein solch kratziges Gefühl muss der Pullover gar nicht aus hundert Prozent Wolle bestehen, schon kleinere Anteile von etwa zehn Prozent Wolle können zu einem geringen Tragekomfort führen, wenn die Naturfasern starr und dick sind. Wer sich in den neuen Pullover verliebt hat und trotzdem nicht auf ihn verzichten möchte, zieht am besten ein Langarm-Shirt unter - die zusätzliche Schicht Stoff schützt die Haut vor den kratzenden Fasern.
Auf Gütesiegel bei der Wolle achten
Übrigens: Beim Kauf von Wollprodukten sollten Kundinnen und Kunden auf das "Woolmark"-Siegel achten. Dieses Gütesiegel kennzeichnet reine Schurwolle – also Wolle, die ausschließlich von lebendigen Schafen gewonnen wird. Hinter Begriffen wie "Wolle" oder "reine Wolle" kann sich Wolle von toten und kranken Schafen verbergen.
Weitere Siegel, an denen sich Verbraucherinnen und Verbaucher beim Kauf von Wollprodukten orientieren können, sind das kbT Biosiegel, das GOTS- Siegel, das Siegel "Naturtextil" IVN Best und Responsible Wool Standard (RWS). Das KbT-Gütesiegel regelt die artgerechte Tierhaltung. So schreibt es zum Beispiel vor, dass den Tiere ausreichend große Weideflächen zur Verfügung stehen, dass sie sich natürlich fortpflanzen können und dass keine Pestizide oder Masthilfen eingesetzt werden. Auch das umstrittene Mulesing verboten. Auch das RWS-Siegel zertifiziert Textilien, die unter Einhaltung spezieller Tierschutz-Kriterien produziert werden.
"Naturtextil" IVN Best stellt ebenfalls besonders hohe Anforderungen, die alle Schritte der Kleidungsproduktion umfassen, vom Stall bis zum Verkauf im Geschäft. Die Regeln des GOTS-Siegels sind weniger streng, Textilien müssen nur zu mindestens 70 Prozent aus biologisch erzeugten Naturfasern bestehen. Hier können Hersteller also leichter eine Zertifizierung erhalten.