Säen und pflanzen So gewinnen Sie mühelos Tomatensamen für das kommende Jahr

Tomatensamen gewinnen: Aufgeschnittene Tomate, Schraubglas, Küchenpapier
Tomatensamen gewinnen ist kinderleicht. Durch Fermentation in einem Schraubglas werden die Kerne vom Fruchtfleisch getrennt und dann getrocknet
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Der Spätsommer ist die ideale Zeit, um Tomatensamen für das nächste Anbaujahr zu gewinnen.Wir verraten eine Methode, mit der es garantiert gelingt

Wer Tomaten liebt und die Pflanzen selbst anbaut, sollte sich jetzt die Samen der Lieblingssorten fürs nächste Jahr sichern. Denn im Spätsommer sind die Früchte gut gereift, noch wenig von Krankheiten befallen und wenn man ein paar Dinge beachtet, lässt sich von kaum einem anderen Gemüse so leicht Saatgut gewinnen.

Doch wie geht man am besten vor? Im Internet finden sich zahlreiche Anleitungen, die auf den ersten Blick plausibel erscheinen, in der Umsetzung aber teilweise unnötig kompliziert und frustrierend sind. Oft wird mit groben Sieben und Küchenpapieren hantiert. Und wer einmal winzige Wildtomatensamen einzeln aus einem Küchensieb oder einem vermatschten Küchenpapier wieder herausprokeln musste, verliert schnell die Lust am eigenen Saatgut. Das ist schade. Deshalb folgt hier eine Anleitung, die sich auch wirklich in der Praxis bewährt.

Tomatensamen gewinnen: Aufgeschnittenes Tomateninneres
Tomaten stecken voller Samen. Je nach Größe lässt sich aus ein bis drei Früchten mehr als genug Saatgut gewinnen
© gitanna / Adobe Stock

Bevor es losgeht, brauchen Sie dieses Zubehör:

  • Gefäße zum getrennten Sammeln der unterschiedlichen Tomatensorten
  • Stift und Etiketten zum Beschriften
  • Schraubgläser
  • Trichter
  • Teebeutel aus Papier
  • Tütchen oder Gläser für die Lagerung

Schritt 1: Geeignete, samenfeste Tomaten für die Vermehrung auswählen

Ernten Sie die reifen Tomaten ihrer Lieblingspflanzen. Sofern Sie mehrere Sorten anbauen, legen Sie die Tomaten nach dem Ernten in verschiedene Gefäße und beschriften Sie diese mit einem Etikett. Wählen Sie nur die kräftigsten Pflanzen und einwandfreie, reife Früchte aus. Sonst kann es passieren, dass Krankheiten über das Samenkorn auf die nächste Generation Pflanzen übertragen werden.

Üblicherweise werden die Tomaten aus eigenem Anbau weitervermehrt. Alternativ ist es aber auch möglich, Samen für den Privatgebrauch von besonders schmackhaften Tomaten zu gewinnen, die man auf dem Wochenmarkt oder im Urlaub entdeckt hat.

Zu bedenken ist allerdings, dass manche Tomaten Hybride sind (auf Saatguttüten sind sie als F1-Hybride gekennzeichnet, bei gekauften Früchten ist es nicht zu erkennen). Das bedeutet, dass sie sich in der nächsten Generation in zufällige Eigenschaften aufspalten, man also nie wieder die Ausgangstomate erhält. Mit anderen Worten: Von Hybrid-Tomaten Samen zu nehmen lohnt sich nicht wirklich.

Mit samenfesten (oder samenechten) Sorten ist man dagegen auf der sicheren Seite. Samenfeste Sorte bleiben bei Vermehrung stabil. Gelegentlich kann es zwar zur Verkreuzung unterschiedlicher Sorten kommen, wenn die Pflanzen im Garten nahe beieinander stehen, aber normalerweise befruchten Tomaten sich recht zuverlässig selbst.

Schritt 2: Die Tomatensamen heraustrennen

Sie können die Tomaten entweder halbieren und das Fruchtfleisch mitsamt Samen mit einem Löffel herauskratzen oder die Tomate einritzen und zusammendrücken, so dass die Samen unten herausspritzen. Geben Sie die Samen direkt in ein Schraubglas und kleben Sie das passende Etikett darauf. Dabei gilt es, die Samen unterschiedlicher Sorten nicht zu vermischen. 

Tomatensamen gewinnen: Zwei Hände kratzen mit einem Messer Fruchtfleisch aus einer Tomate
Mit einem Messer oder Löffel lassen sich die Tomatensamen leicht herauskratzen. Anschließend werden sie mit Wasser in ein Schraubglas gegeben
© Deborah Vernon / Alamy

Füllen Sie das Glas anschließend mit Wasser auf, verschließen Sie es und schütteln Sie kräftig. Die übrig gebliebenen, entkernten Tomatenreste lassen sich hervorragend zu Bruschetta oder Salat verarbeiten.

Schritt 3: Die Tomaten fermentieren lassen

Lassen Sie die Gläser einige Tage bei Raumtemperatur stehen. Es setzt eine Fermentation ein, die das verbliebene Fruchtfleisch von den Samen löst. Insbesondere die gallertartige, keimhemmende Schicht um die Samen herum soll dadurch entfernt werden. Schütteln Sie die Gläser zwischendurch leicht, um zu sehen, ob es schon soweit ist. Auch ein gäriger Geruch weist darauf hin, dass die Fermentation in vollem Gange ist. Öffnen Sie das Glas aber nicht ständig, denn zu viel Sauerstoff schadet dem Prozess und fördert (meist harmlose) Schimmelbildung. Um diese zu verhindern, sollte zudem die dicke Schicht aus Fruchtresten, die sich nach einigen Tagen an der Oberfläche bildet, zwischendurch entfernt werden.

Achtung: Bei einer sehr großen Menge Fruchtfleisch kann durch die Fermentation theoretisch so viel Gas entstehen, dass das Glas platzt. Für solche Fälle eignen sich Weckgläser mit Gummilippe, die Gas entweichen lassen besser. Oder Sie schrauben den Deckel nicht ganz zu.

Schritt 4: Die Tomatensamen isolieren

Hat sich das Fruchtfleisch gelöst, wird es entfernt: Praktischerweise sinken die schweren Samenkörner zu Boden, das Fruchtfleisch treibt nach oben. Daher hat es sich bewährt, die trübe Flüssigkeit mit den Schwebeteilchen darin vorsichtig abzugießen.

Dann erneut Wasser nachfüllen und wieder abgießen. So lange, bis die Samen in klarem Wasser schwimmen. Anschließend den Glasinhalt bei ruhiger Hand direkt oder mithilfe eines Trichters in einen Teebeutel gießen. Kurz warten, bis das Wasser durchgeflossen ist, dann den Beutel aufschneiden und die Samen gut verteilen, damit sie schnell trocknen und nicht so stark verkleben.

Schritt 5: Die Tomatensamen trocknen und abfüllen

Legen Sie den aufgeschnittenen Beutel auf einen Teller oder ein Brett und kleben das Etikett mit der Beschriftung direkt darüber. Sie werden feststellen, dass die Samen von einem zarten Flaum überzogen sind und ihre Größe je nach Sorte durchaus variiert. Lassen Sie das Ganze einige Tage stehen, bis die Samen gut durchgetrocknet sind.

Tomatensamen gewinnen: Nahaufnahme eines Häufleins flauschiger Tomatensamen
Leicht flauschig und voller Leben: Von Fruchtfleisch befreit und getrocknet, sind die Tomaten bereit zur Lagerung
© Andrii / Adobe Stock

Anschließend können Sie Ihr neugewonnenes Bio-Saatgut in Tütchen oder Gläser füllen und diese mit dem Etikett (Jahreszahl vermerken) bekleben. Möglichst trocken, kühl und dunkel lagern. Tomatensamen halten im Schnitt fünf Jahre. Danach lässt die Keimrate zwar insgesamt nach, aber einzelne Samen können durchaus auch längere Zeiten überstehen.