Polen Endlich saubere Luft: Die Frau, die gegen den Smog kämpft

Text: Clara Hoheisel
Ewa Lutomska
Seit 2012 gibt es die Bewegung "Krakauer Smog-Alarm" – Ewa Lutomska hat sie mitbegründet
© Bogdan Krezel
Krakau war lange eine der schmutzigsten Städte Europas. Ewa Lutomska gründete eine Bürgerinitiative und sorgte für bessere Luft. Jetzt verfolgt sie ein noch größeres Ziel

Ihr Sohn Franciszek wurde im Winter 2007 während der Heizperiode geboren, als die Luftqualität dramatisch schlecht war. Ewa Lutomska erinnert sich: "Wir konnten nicht spazieren gehen, zu Hause war das Öffnen der Fenster undenkbar." Lutomska lebt in Krakau, die gut 750 000 Einwohner der polnischen Stadt leiden schon seit vielen Jahren unter der Luftverschmutzung. Der Hauptgrund des Smogs: die Verbrennung von Kohle, Holz und auch Abfällen in den minderwertigen Heizöfen vieler Haushalte. Von ärztlicher Seite wird schon seit Langem vor den gesundheitlichen Auswirkungen der Verschmutzung gewarnt.

Ewa Lutomska, inzwischen Mutter zweier Kinder, wollte etwas ändern: Mit Freundinnen und Freunden gründete sie die Bewegung "Krakauer Smog- Alarm". Schnell schlossen sich weitere Betroffene an. "Hunderte gingen mit uns auf die Straße und demonstrierten."

Mehr als 50 Bürgerinitiativen treten für saubere Luft ein

Auch an vielen anderen Orten in Polen war der Smog ein Problem. Die Erfolge der Initiative in Krakau inspirierten Bürgerinnen und Bürger, selbst aktiv zu werden. "Schon bald wurden wir aus anderen Städten und Gemeinden kontaktiert, um den Menschen zu helfen, für saubere Luft zu kämpfen", erinnert sich Lutomska. So entstand 2015 der "Polnische Smog-Alarm". 

Ewa Lutomska auf einer Demo
Beginn der Bewegung: Vor 12 Jahren demonstriert Ewa Lutomska in Krakau mit ihrer Tochter gegen den Smog
© Kamil Krajewski

Nach einem Jahr Engagement hat das Regionalparlament Kleinpolens ein für Krakau wegweisendes Gesetz verabschiedet, das die Nutzung von Kohle und Holz zum Beheizen von Haushalten verbot. Und aus ursprünglich drei Basisgruppen in Krakau, Zakopane und Wrocław (ehemals Breslau) hat sich ein aktivistisches Netzwerk in den meisten polnischen Großstädten und in zahlreichen kleineren Orten entwickelt, mehr als 50 Bürgerinitiativen für saubere Luft und Hunderte von engagierten Menschen sind Teil dieser Bewegung.

Auch wenn jetzt das Heizen mit Kohle in Krakau offiziell verboten ist, beeinträchtigen die Heizabgase aus den umliegenden Gemeinden weiterhin die Luftqualität der Stadt. Ewa Lutomskas Netzwerk konzentriert sich daher nun darauf, die Erneuerung alter und ineffizienter Heizöfen in den Gemeinden zu überwachen. 

Heute ist Lutomska stolz, dass der "Polnische Smog-Alarm" einen derart großen Einfluss auf die Politik und in der Folge auf die Luftqualität hatte, sowohl auf nationaler als auch auf lokaler Ebene. "Wir haben gelernt: Soziales Engagement kann machtvoll sein. Man kann viel erreichen, wenn man für ein gemeinsames Ziel arbeitet." Das nächste Ziel von Lutomska und ihrer Initiative: die Angleichung der Luftqualität in Polen an die internationalen WHO-Standards.