Studie Luftverschmutzung in der Schwangerschaft erhöht das Risiko für psychische Erkrankungen des Kindes

Saubere Luft kommt nicht nur der Gesundheit der Mutter, sondern auch der Gesundheit des Ungeborenen zugute
Saubere Luft kommt nicht nur der Gesundheit der Mutter, sondern auch der Gesundheit des Ungeborenen zugute
© Getty Images
Atmen Schwangere toxische Gase und Feinstaubpartikel ein, steigt das Risiko, dass ihre Kinder später psychisch erkranken. Das zeigt eine Studie aus England mit 14.000 Teilnehmenden

Wer in Innenstädten mit einem hohen Verkehrsaufkommen lebt, hat ein höheres Risiko für Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems und der Atemwege. Das belegen zahlreiche Studien. Jetzt zeigt eine weitere Untersuchung: Sogar Ungeborene nehmen Schaden, wenn die Mutter schlechte Luft einatmet. Bei ihnen steigt das Risiko, in ihrer Kindheit oder Jugend eine psychische Krankheit zu entwickeln.

Das Forschungsteam der Universität Bristol nutzte die Daten einer Bevölkerungsstudie aus dem Südwesten Englands, für die zwischen 1991 und 1993 mehr als 14.000 Kinder aus der Region um Bristol in regelmäßigen Abständen befragt wurden. Die Angaben zu deren frühen Kindheit und zu ihrer psychischen Gesundheit im Alter von 13, 18 und 24 Jahren glichen die Forschenden mit Daten zur Luftverschmutzung in Südengland zu verschiedenen Zeitpunkten ab.

Dabei zeigte sich: Schon ein relativ geringer Anstieg der Feinstaubbelastung während der Schwangerschaft und in der frühen Kindheit korrespondierte mit vermehrten Berichten über – meist leichte – psychiotische Erfahrungen, depressive oder Angst-Zustände. Solche sogenannten subklinischen Erfahrungen sind oft Vorboten einer späteren Erkrankung, wie die Autorinnen im Fachmagazin Jama Network schreiben. Der statistische Zusammenhang blieb auch bei der Berücksichtigung der psychiatrischen Vorgeschichte der Familie, Einkommen oder Wohnumfeld bestehen.

Zwar beweist die Studie keinen kausalen Zusammenhang zwischen Umweltbelastung und späteren Erkrankungen. Allerdings stehen toxische Gase und Feinstaubpartikel unter anderem im Verdacht, ins Gehirn einzudringen, Nervengewebe zu schädigen und oxidativen Stress auszulösen.

Wachsende Zahl von Belegen für die schädliche Wirkung von Luftverschmutzung

"Kindheit, Jugend und frühes Erwachsenenalter sind kritische Phasen für die Entwicklung psychiatrischer Störungen", sagt Erstautorin Joanne Newbury von der Universität Bristol in einer Presseerklärung. "Weltweit werden fast zwei Drittel der Betroffenen bis zum Alter von 25 Jahren krank. Unsere Ergebnisse ergänzen eine wachsende Zahl von Belegen …, die auf einen schädlichen Einfluss der Luftverschmutzung (und möglicherweise der Lärmbelastung) auf die psychische Gesundheit hindeuten."

Die Ergebnisse nennt Newbury "besorgniserregend". Luftverschmutzung sei heute ein weit verbreitetes Problem. Gleichzeitig berichteten weltweit immer mehr Menschen über psychische Probleme.

Gegensteuern ließe sich etwa durch die Einrichtung von Umweltzonen und andere Maßnahmen, die gefährdete Personengruppen wie schwangere Frauen und Kinder besser vor Luftverschmutzung schützen. So hätten neuere Studien gezeigt, dass sich Umweltzonen positiv auf die psychische Gesundheit auswirken.

Ein weiteres Argument für Umweltzonen lieferte kürzlich eine Studie aus Israel: Demnach kommen Babys, die während der Schwangerschaft einer hohen Feinstaubbelastung ausgesetzt waren, oft mit zu geringem Gewicht auf die Welt.