Ein Besuch im "Eigakan" ist wie ein Tauchgang in eine versunkene Zeit. Das Tokioter Jazzlokal liegt ein paar Schritte vom U-Bahnhof Hakusan entfernt in einer Gasse, die über eine steile Treppe zu erreichen ist. Drinnen: ein keilförmiger Raum, kaum größer als ein geräumiges Wohnzimmer. Die Großstadt mit ihren Kulissen aus Leuchtreklamen, Videowänden und Menschenmassen verschwindet hier in einem Dämmerlicht, das, gedämpft von Regalen voller Schallplatten und Bücher, einen bernsteinfarbenen Ton annimmt. Eine Platte von Duke Ellington läuft, der Klang der Saxofone und Blechbläser baut sich auf wie Kumuluswolken. An den Tischen: Schweigen. Das gehört hier genauso zum Brauch wie die Praxis, jeweils die komplette Seite einer Langspielplatte durchzuspielen.

Masahiro Yoshida, der Wirt, ein Herr von 78 Jahren, trägt einen Spitzbart, ein Holzfällerhemd und einen Hut mit schmaler Krempe. Er zieht eine neue Schallplatte aus den endlosen Reihen seiner mehr als 2500 Schätze. Die hat er über die Jahrzehnte angesammelt, seit er 1978 aus dem Filmgeschäft ausgestiegen ist, um fortan hinterm Tresen zu stehen, Kaffee zu brühen, Drinks zu mixen und Jazz aufzulegen. Es sind vor allem Originalpressungen aus Amerika, die hier in den akkuraten Reihen stehen. Über dem Duft von Kaffee und Tabak liegt ein leichtes Aroma von Pappe im Raum.