Norwegen Hvladimir ist tot – das traurige Ende des "Spionage-Wals"

Als Hvladimir, der weiße Beluga-Wal, zum ersten Mal vor der norwegischen Küste gesichtet wurde, trug er ein Geschirr, an dem eine Haltunger für eine Kamera befestigt war. Es wird vermutet, dass er auf einer russischen Marinebasis für Spionagezwecke trainiert wurde. 
Als Hvladimir, der weiße Beluga-Wal, zum ersten Mal vor der norwegischen Küste gesichtet wurde, trug er ein Geschirr, an dem eine Haltunger für eine Kamera befestigt war. Es wird vermutet, dass er auf einer russischen Marinebasis für Spionagezwecke trainiert wurde. 
© AFP PHOTO / Norwegian Directorate of Fisheries / JORGEN REE WIIG
Vor fünf Jahren wurde ein sehr zutraulicher weißer Beluga-Wal vor der Küste Norwegens gesichtet. In der Folge wurde das Tier berühmt, auch weil "Hvladimir" vermutlich zum Spionage-Wal ausgebildet worden war. Nun wurde sein lebloser Körper im Meer gesichtet

Der Kadaver des mutmaßlichen "Spionage-Wals" Hvladimir ist vor der Südwestküste Norwegens gesichtet worden. Sebastian Strand, Leiter der der Umweltorganisation "Marine Mind", sagte am Sonntag, er habe den Körper des Beluga-Wal regungslos im Meertreibend entdeckt. Ein Vertreter der Hafenbehörde in Stavanger bestätigte der norwegischen Zeitung "VG" den Tod des Tieres. 

Hvladimir war erstmals im April 2019 in norwegischen Gewässern entdeckt worden, in der Nähe der Insel Ingøya , an der Nordspitze des Landes, etwa 300 Kilometer von der norwegisch-russischen Seegrenze entfernt. Bei Hvaldimir wurde damals ein Gurt gefunden, an dem eine Halterung für eine kleine Kamera befestigt war. Als dieser Gurt entfernt wurde, konnte man auf der Schnalle die englische Aufschrift "Equipment St. Petersburg" ("Ausrüstung Sankt Petersburg") lesen. Welchen Zweck dieses Geschirr hatte, wurde nie abschließend geklärt.  

Floh der Beluga-Wal aus einer russischen Marinebasis?

Allerdings zeigte sich Hvaldimir erstaunlich interessiert an Menschen und reagierte auf Handzeichen. Der Beluga folgte in den nächsten Wochen auch Booten und wickelte Seile um Schiffsschrauben. Man schloss damals schnell, dass Hvaldimir nach Norwegen über russische Gewässer gelangt war, wo er wohl in Gefangenschaft gehalten wurde. Experten vermuteten schließlich, dass der Wal aus einer russischen Marinebasis geflohen war, wo er mutmaßlich zum Spionage-Wal ausgebildet worden sei.  

Was damals abenteuerlich klang, ist tatsächlich militärische Praxis. Seit den 1960er-Jahren trainieren Russland und auch die USA Delfine, Robben und andere Meeressäuger zur Unterstützung der Marine. Sie sollen feindliche Taucher aufspüren, Minen finden und Gegenstände vom Meeresboden bergen. Auf Satellitenfotos russischer Marinestützpunkte nahe dem Eismeerhafen Murmansk lassen sich Einhegungen im Meer erkennen, die der Haltung von Belugas dienen könnten. Sie liegen nicht weit entfernt von dem norwegischen Ort, an dem Fischer den Wal erstmals sichteten. Audun Rikardsen, Meeresbiologe an der Norwegischen Arktischen Universität in Tromsø, erklärte damals: "Internationale Kontakte" hätten bestätigt, dass der Wal der russischen Marine gehöre. 

Wal im Wasser wird mir Fischen gefüttert
Nach seinem Auftauchen zeigte sich Hvladimir extrem menschenfreundlich, er nahm oft Kontakt zu Touristen auf, einer Besucherin fischte er sogar das Handy aus dem Wasser. Einige Monate, nachdem er erstmalig gesichtet wurde, war der Beluga schon weltweit berühmt.
© Al Armiger / Alamy / Alamy Stock Photos / mauritius images

In der Folge wurde der weiße Wal zu einer internationalen Berühmtheit und zum Liebling der Touristen. Und er erhielt seinen Namen: "Hvladimir" ist ein Schachtelwort aus "hval", norwegisch für Wal, und dem russischen Namen "Wladimir". Die Menschen liebten ihn wegen seiner Intelligenz, seiner Neugierde, wegen seines Charismas. Aber diese Eigenschaften brachten ihn auch in Gefahr. Auf seinen Reisen entlang der norwegischen Küste verfing er sich in Angelschnüren und verletzte sich bei Kollisionen mit Booten. Zuschauer bedrängten ihn, wollten Fotos, warfen Steine, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Lachsfarmer drohten, eine Abschussgenehmigung zu beantragen, weil er ihre Anlagen beschädigte.  

Todesursache unbekannt

Im Frühling 2023 bewegte sich der Wal schließlich von der norwegischen Küste gen Süden an die schwedische Westküste. Der Meeresbiologe Strand vermutete damals Hormonschwankungen oder "Einsamkeit" als Grund für sein schnelles Entfernen. 

Wie genau Hvladimir nun zu Tode kam, ist noch unklar. Bei einer ersten Untersuchung, sagte Sebastian Strand,  seien keine sichtbaren Verletzungen festgestellt worden. Der Kadaver des Wals sei geborgen worden, eine Obduktion solle nun Klarheit bringen.