Die erste Juliwoche könnte weltweit die heißeste Woche seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen sein. Das zeigen vorläufige Daten, auf die sich die Weltwetterorganisation (WMO) in einer Mitteilung beruft. Demnach gehen die extremen Lufttemperaturen einher mit nie gemessenen Oberflächentemperaturen der Ozeane und einem ebenso rekordverdächtigen Rückgang des Meereises. Alles zusammengenommen könne "verheerende" Folgen für die Ökosysteme und die Umwelt haben, schreibt die WMO.
Die Nachricht reiht sich ein in eine Folge von Rekordmeldungen zu globalen Temperaturen. Erst kürzlich berichtete das europäische Erdbeobachtungsprogramm Copernicus vom heißesten Juni seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen, US-Behörden erklärten den 4. Juli zum heißesten je gemessenen Tag.
Wie die Washington Post nun berichtet, halten manche Forscher die momentanen Rekorde sogar für unerreicht seit "mindestens 125.000 Jahren". Da die genaue Temperaturmessung erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgt, muss die Klimaforschung für weiter zurückliegende Zeiträume auf Daten aus Baumringen und Eisbohrkernen zurückgreifen.
Klimawandel und El Niño treiben die Temperaturen in die Höhe
Einfluss auf die aktuelle Entwicklung haben Experten zufolge neben dem fortschreitenden Klimawandel die anhaltend außergewöhnlich hohen Temperaturen an der Meeresoberfläche des Nordatlantik und anderer Meeresregionen. Das sorge dafür, dass die oberflächennahen Lufttemperaturen über Ozean und Kontinenten um ein erhöhtes Hintergrund-Niveau schwanken, erläuterte Helge Gößling vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven.
Das wiederum erhöhe die Wahrscheinlichkeit für neue Temperaturrekorde, sowohl täglich und monatlich als auch jährlich. "Solange wir uns auf einem so hohen Hintergrund-Niveau befinden, müssen wir mit neuen Rekorden rechnen."
"El Niño dürfte bereits jetzt einen deutlichen Anteil an den global gemittelten Temperaturrekorden haben", erklärte Gößling. "Da die Wärme des Ozeans ein längeres Gedächtnis hat und sich El Niño wahrscheinlich weiter ausbilden wird, können wir davon ausgehen, dass die zweite Jahreshälfte global gesehen warm bleibt." Zudem würden typischerweise neue globale Wärmerekorde der jährlichen Oberflächentemperatur erst im zweiten Jahr eines El-Niño-Ereignisses erreicht.
"Wir befinden uns auf unbekanntem Terrain", erklärte der WMO-Direktor für Klimadienste, Christopher Hewitt. Die aktuellen Entwicklungen und Temperaturrekorde seien "besorgniserregende Nachrichten" für den Planeten.