Olivenöl ist als Alternative zu Sonnenblumenöl derzeit beliebt. Wer jetzt zu besonders hochwertigem Pflanzenöl der Güteklasse "nativ extra" greift, bekommt allerdings nicht immer ein rundum einwandfreies Produkt. Die Zeitschrift Öko-Test hat 19 Olivenöle aus dem Supermarkt einem Geschmacks- und einem Labortest unterzogen, darunter auch neun Bio-Öle. Das Ergebnis lässt aufhorchen: Neben teilweise mangelhaftem Geschmack fielen insbesondere Verunreinigungen durch Mineralölbestandteile auf.
Bis auf ein Produkt fanden sich in allen untersuchten Proben Mineralöl-Spuren. Besonders problematisch: aromatische Kohlenwasserstoffe (MOAH), von denen einige als krebserregend gelten. In rund einem Drittel der Proben konnten MOAHs nachgewiesen werden.
Hinzu kommen gesättigte Kohlenwasserstoffe (MOSH) – die sich in fast jedem der Öle fanden. MOSHs werden im Körper nur langsam abgebaut und reichern sich an. Nicht sicher ist allerdings, was das für die menschliche Gesundheit bedeutet.
Mineralölbestandteile in Lebensmitteln "grundsätzlich unerwünscht"
Trotz unklarer Risiken gibt es für Mineralölbestandteile wie MOAHs und MOSHs in Lebensmitteln laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) keinen Grenzwert. Eine gesundheitliche Bewertung sei "aufgrund der unzureichenden Datenlage nicht möglich". Grundsätzlich seien solche Kontaminationen jedoch "unerwünscht". Eine abschließende Risikobewertung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ist derzeit in Arbeit – und soll im Dezember 2022 veröffentlicht werden.
Mineralölbestandteile nehmen wir übrigens auch mit anderen Nahrungsmitteln auf: "Mineralölbestandteile kommen überall in der Umwelt vor und sind in Lebensmitteln oft in geringen Mengen nachweisbar", heißt es in einer Mitteilung des Forschungskreises der Ernährungsindustrie. Die EFSA schätzte 2012, dass Erwachsene täglich zwischen 0,03 und 0,3 Milligramm MOSHs je Kilogramm Körpergewicht aufnehmen. Bei den MOAHs sind es immerhin noch zwischen 0,006 und 0,06 mg je Kilogramm Körpergewicht.
Unter Verdacht: Erntemaschinen, Förderbänder, Abgase
Aber wie gelangen die schädlichen Öle ins Pflanzenöl? Bekannt ist, dass Mineralölbestandteile aus Recycling-Verpackungen zum Beispiel auf Teigwaren übergehen. Im Fall des Olivenöls gibt es mehrere Möglichkeiten: Von der Ernte bis zur Verarbeitung kommen die grünen oder schwarzen Früchte mit zahlreichen Maschinen in Kontakt, darunter Motorsägen, Förderbänder, Pressen. Solche Gerätschaften werden mit Mineralöl gepflegt und geschmiert – das sich in Spuren auch im gepressten Endprodukt wiederfindet. "Mögliche Eintragsquellen sind Schmierstoffe aus Anlagen zur Lebensmittelherstellung, Abgase von Erntemaschinen oder Mineralöle, die bei Herstellungs- und Verpackungsprozessen als Schmier- oder Trennmittel eingesetzt werden", heißt es dazu beim BfR.