Da steht ein Mann aus Greifswald vor einer Höhle in der Zentralafrikanischen Republik und klatscht in die Hände. Nichts passiert. Obwohl er sich schon nah an das Loch gewagt hat. Dort im Halbdunkel hängen sie kopfüber an den Felsen: pelzige Gestalten mit Flügeln, Fledermäuse der Art Gewöhnliche Rundblattnase. Wieder klatscht der Mann, der Fabian Leendertz heißt. Und dann schwirren die Ersten um ihn herum, kurven am Wasserfall vorbei, der neben dem Eingang der Höhle herabprasselt. Tauchen unter den Netzen durch, die er und sein Team davor aufgespannt haben.
"Voilà", sagt Leendertz, als sich drei Rundblattnasen im hauchzarten Geflecht verheddern. Seine Kollegin Livia Patrono und er legen Schutzärmel aus Plastik an, Atemschutzmasken und Visiere. Kein Tropfen Körperflüssigkeit der Tiere sollte in den Mund oder auf die Bindehaut der beiden gelangen. Um sich vor Bissen zu schützen, tragen sie zwei Handschuhe übereinander. Die Forschenden halten die Fledermäuse vorsichtig fest, entwirren sie Faden um Faden aus den Maschen. "Schön den Mund aufmachen, sei so nett", sagt Leendertz, während er dem ersten Tier behutsam den Tupfer ins Maul schiebt und einen Abstrich nimmt.

Sein höflicher Überfall gilt einem Feind, der womöglich im Fledermauskörper lauert. Und der, unter Umständen, zu einer tödlichen Gefahr werden könnte. Leendertz sucht nach Erregern, die zwischen Tier und Mensch überspringen und Infektionskrankheiten hervorrufen, "Zoonosen" genannt. Und er sucht nach eben diesen Umständen, unter denen sie Seuchen entfesseln.