"Noch ein paar Minuten..." Dieser Satz begleitet uns unser ganzes Leben. Er ist unsere Antwort auf die Aufforderung: "Aufstehen!"
Wir haben den Satz müde als Kind gemurmelt, als wir morgens von den Eltern aus den Träumen gerissen wurden, um in die Schule zu gehen. Heute werden wir stattdessen vom Wecker geweckt. Aber unsere Reaktion ist häufig dieselbe. Wir denken: "Noch ein paar Minuten...". Und drücken müde auf die Snooze-Taste des Weckers oder Smartphones, um noch ein bisschen dösen oder sogar schlafen zu können.
Nicht ohne schlechtes Gewissen. Denn seit vielen Jahren warnen Schlafforscher, unter anderem der US-Schlafstörungsforscher Robert Rosenberg, dass Snoozen schlecht für die Gesundheit sei. Doch für alle, die morgens nicht aus dem Bett kommen, gibt es eine gute Nachricht: Eine neue Studie widerlegt diese Hypothese.
Schlafforscher waren sich bislang sicher: Snoozen ist schlecht für den Körper
Für die Annahme, snoozen sei schlecht für den Körper, gibt es folgende Hypothese: Schrecken wir durch das plötzliche, laute Weckerläuten aus dem Schlaf, schüttet der Körper Adrenalin aus. Drücken wir dann die Snooze-Taste, um nochmal einzuschlummern, wird stattdessen wieder das Schlafhormon Melantonin ausgeschüttet. Der Körper, beziehungsweise sein "zirkadianer Rhythmus", ist durcheinander: Soll ich nun wach sein, oder schlafen? Dies führt nach Meinung vieler Schlafforscher angeblich zu einem schlechten Körpergefühl, als Folge sei man den ganzen Tag müde und erschöpft.
Neue Studie zeigt: 69 Prozent drücken häufig die Schlummertaste
Dafür gebe es bisher aber keine direkten Beweise, kritisiert die schwedische Schlafforscherin Tina Sundelin. Daher hat sie diese Annahme jetzt zusammen mit ihrem Team, Psychologen der Universität Stockholm, überprüft. Für die Studie befragte das Team im ersten Schritt 1.732 Personen zu ihren Morgengewohnheiten. 1195 Befragte (69 Prozent) gaben an, zumindest "manchmal" die Schlummerfunktion zu nutzen oder mehrere Wecker zu stellen. 60 Prozent davon gaben an, zwischen den Alarmen "am häufigsten" oder "immer" einzuschlafen. Wenig überraschend: Besonders Nachteulen und junge Erwachsene neigten dazu, zu snoozen – da sie schlicht vor Müdigkeit nicht aus dem Bett kamen.
Für den zweiten Teil der Studie wurden 31 Studienteilnehmer für zwei Tage in einem Schlaflabor beobachtet und untersucht. Alle Teilnehmer hatten davor ausgesagt, dass sie zwei- oder mehrmals pro Woche snoozen würden (den Wecker mehrmals klingeln ließen) und "immer" oder "fast immer" zwischen den Weckern wieder einschliefen.
Am ersten Morgen durften die Versuchsteilnehmer nach dem ersten Weckerklingeln noch 30 Minuten schlummern , am zweiten mussten sie sofort aufstehen, als der Wecker klingelte.
Snoozen ist nicht schlecht für uns: "You don’t lose if you snooze"
Das Ergebnis bringen die die Wissenschaftler*innen auf der Webseite der Universität griffig mit diesem Satz auf den Punkt: "You don’t lose if you snooze", was aus dem Englischen übersetzt bedeutet: "Du verlierst nichts, wenn du schlummerst." Denn die Studienergebnisse zeigen, dass Snoozen keine negativen Auswirkungen auf das Befinden (Stimmung oder Schläfrigkeit) der Versuchsteilnehmer hatte. Im Gegenteil: Wenn die Teilnehmer noch dösen durften, waren sie gleich nach dem Aufstehen etwas schneller im Denken, was kognitive Tests zeigten. Der Corisolspiegel im Speichel war bei beiden Gruppen gleich.
Studienleiterin Tina Sundelin gab allerdings zu bedenken, dass die Studie nur Personen umfasste, die regelmäßig Snoozen und nach jedem Alarm leicht wieder einschlafen könnten. Schlummern sei ihrer Meinung nach höchstwahrscheinlich nicht jedermanns Sache.
Doch wenn Sie sich morgens gern nochmal umdrehen, wissen Sie jetzt, dass Sie kein schlechtes Gewissen haben brauchen. Falls das regelmäßig vorkommt, haben wir noch einen Besserwisser-Tipp für Sie, den wir selbst zu häufig vernachlässigen: Wer mehr schläft, ist weniger müde... Und kommt morgens besser aus dem Bett.