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Micro Habits Die Macht der kleinen Schritte: Wie es gelingt, Routinen im Alltag zu schaffen

Viele scheitern im Alltag, sich gesund zu ernähren, Sport zu treiben oder genügend zu trinken. "Micro Habits" helfen, mit winzigen Verhaltensänderungen gesteckte Ziele zu erreichen
Wir sollten nie die Macht winziger Routinen unterschätzen, sagt die Psychologin Miriam Junge. Kleine Verhaltensänderungen im Alltag bringen uns oft  unseren Zielen näher 
Wir sollten nie die Macht winziger Routinen unterschätzen, sagt die Psychologin Miriam Junge. Kleine Verhaltensänderungen im Alltag bringen uns oft  unseren Zielen näher 
© mauritius images / Westend61 / Joseffson

GEOplus: Aus der Krebsforschung wissen wir, dass jeder zweite Todesfall vermeidbar wäre, wenn Menschen im Alltag gesünder leben würden. Doch viele scheitern genau daran. Sie haben ein Buch über Micro Habits geschrieben. Helfen solche kleinen Gewohnheiten dabei, gesünder zu leben?

Miriam Junge: Micro Habits sind der kleinste Schritt zu einem Ziel. Gesunde Gewohnheiten beginnen für mich nicht mit großen Projekten, sondern mit dem kurzen Innehalten im Alltag: Wir atmen durch und fragen uns, was in diesem Moment der kleinste Schritt für eine bessere Gesundheit wäre. Im Alltag neigen die meisten dazu, nicht achtsam zu leben, sich nicht ausreichend zu bewegen, nicht auf den Schlaf zu achten, zu wenig Obst und Gemüse zu essen, und viele vergessen sogar genügend zu trinken. Sie funktionieren einfach. Erst wenn es gelingt, Bedürfnisse wahrzunehmen, können Menschen selbstwirksam für ihre Gesundheit eintreten und steuern. Für mich ist das die unterste Ebene. Durch minimale Verhaltensänderungen gelangen wir langfristig auf gesunden Kurs. Viele kleine Gewohnheiten verbessern die Gesundheit – oder anders: Kleinvieh macht auch Mist.

Angenommen, ich möchte mich gesünder ernähren: Ein zugegeben abstraktes Ziel. Was sind Mikroschritte zu dem Ziel, und was sollte ich mich fragen?

Ich rate Klient*innen zu einem starken Konkretisieren des Ziels: Was bedeutet für Sie gesunde Ernährung? Was ist der kleinste Schritt dafür im Hier und Jetzt? Vermutlich beginnt die Veränderung bereits beim Einkaufen: Die Chips und Weizenmehlprodukte sollten wir nicht mehr in den Einkaufskorb packen, dafür Salat und Vitamine zur neuen günstigen Gewohnheit machen. Wir stecken uns also nicht das große Ziel, niemals im Leben wieder Zucker zu essen. Stattdessen zerlegt man sein Gesundheitsziel in Mikroziele und fertigt einen Plan. Dabei kann man gar nicht klein genug denken, wie das Beispiel des Supermarkts zeigt. Hilfreich zur Fokussierung ist die Frage: Was ist die Essenz meines Vorhabens? Was ist mir wichtig? Wir kochen das Thema also auf einen Kern herunter. Daraus ergeben sich zentrale Schritte.