Beim Fußball sieht man es regelmäßig: Zwei Spieler stoßen zusammen, einer wird ohnmächtig. Und sofort eilt ein Notfallsanitäter oder sogar ein anderer Spieler herbei, um erstmal zu checken: Hat der Spieler die Zunge verschluckt? Und ihm im Ernstfall Erste Hilfe zu leisten.
Doch nicht nur beim Sport kann man die Zunge verschlucken. Obwohl dieser Begriff nicht ganz korrekt ist. Die Zunge wird nicht wirklich verschluckt, das ist anatomisch gar nicht möglich. Sie blockiert aber die oberen Atemwege.
Warum das sogar zum Tod führen und es jeden treffen kann – und wie Sie anderen Menschen helfen können.
Wie kann man die Zunge verschlucken? Ursachen
Jeder, der bewusstlos ist, kann seine Zunge verschlucken. Oder besser formuliert, die Atemwege können durch die Zunge versperrt werden. Gründe für Bewusstlosigkeit beziehungsweise Ohmacht gibt es viele:
- Über- oder Unterzuckerung,
- ein niedriger Blutdruck,
- eine starke Migräne,
- Überdosierung an Medikamenten
- oder eine Blutunterversorgung des Gehirns.
Wenn der Kopf fest auf etwas Hartes prallt, etwa bei einem Unfall mit dem Fahrrad oder Auto, oder eben bei einem Zusammenstoß beim Sport, stößt das Gehirn gegen den Schädel. Auch das kann zu Funktionseinschränkung des Gehirns mit Bewusslosigkeit führen.
Doch wie verschluckt man dabei die Zunge?
Wenn man bewusstlos ist, erschlafft die Muskulatur. Wenn der Mensch dann auf dem Rücken liegt, rutscht die Zunge nach hinten in den Rachen und kann die Atemwege blockieren. "Grund für das Zurückfallen der Zunge ist bei bewusstlosen Menschen in Rückenlage der Verlust der Muskelspannung. Durch die Schwerkraft rutscht die Zunge dann einfach zurück", sagt Richard Geith von der Deutschen Gesellschaft für Erste Hilfe (DGEH). "Der Betroffene bekommt dann keine Luft mehr."
Was tun, wenn jemand die Zunge verschluckt hat?
Wichtig ist: Sofort handeln! Ungefähr so, wie es der Schiedsrichter Patrick Ittrich beim Spiel Bayern gegen Mainz im März 2024 getan hat. Die zwei Mainzer Spieler Joshua Guilavogui und Anthony Caci prallten im Spiel heftig zusammen. Guilavogui blieb daraufhin bewusstlos liegen. Ittrich rannte sofort herbei, holte die Zunge aus dem Rachen und brachte den 33-Jährigen in die stabile Seitenlage. Vermutlich rettere er ihn dadurch vor dem Ersticken.
Was ein Ersthelfer grundsätzlich tun sollte in dieser Situation: Den Kopf des Betroffenen vorsichtig nach hinten überstrecken. "Diese relativ einfache Maßnahme hilft meistens schon, die Atemwege frei zu bekommen. Dann sollte man maximal zehn Sekunden lang überprüfen, ob noch eine normale Atmung vorliegt.
Falls nicht, sofort eine Herzdruckmassage anwenden! Falls die Atmung normal vorhanden ist, sollte der Betroffene in die stabile Seitenlage gebracht werden. Ob die Person weiterhin atmet, sollte auch in den kommenden Minuten ständig überprüft werden, bis ein Sanitäter oder Arzt vor Ort ist", sagt Richard Geith. Durch die stabile Seitenlage würde mögliches Erbrochenes auch von selbst aus dem Rachen fließen.
Die Zunge sollte man nicht herausziehen. Dafür gebe es keine Notwendigkeit, sagt der Experte. Auch, wenn das im Internet oft empfohlen werde. "Es gibt dafür keine konsentierte Empfehlung aus Fachkreisen. Wir wenden das auch bei der professionellen Ersten Hilfe nicht an", sagt Geith. Es wäre eher gefährlich für die helfende Person (Bissverletzung) und für die hilfsbedürftige Person (Manipulation im Mund/Rachen). "Die Zunge wäre in Bewusstlosigkeit ohnehin schwer zu greifen und sie würde in herausgezogenem Zustand nicht draußen bleiben."
Experten können vor Ort den sogenannten Esmarch-Handgriff am Kiefer anwenden. Der korrekte Griff ist allerdings schwer zu erlernen. Vorsicht, bitte korrekt ausführen, nicht zu schnell und mit Gefühl! Sonst verengen sich die Atemwege.
So geht der Esmarch-Handgriff
- Sich hinter den bewusstlosen Menschen knien, der auf dem Rücken liegt. Genauer, hinter seinen Kopf.
- Den Kopf leicht nach hinten überstrecken.
- Die Daumen auf dem Kinn und die restlichen Finger auf beiden Seiten unter dem Kieferknochen platzieren.
- Mit den Fingern den Unterkiefer nach vorne schieben und anheben.
- Mund öffnen.
- Dann erst den Bewusstlosen oder die Bewusstlose in die stabile Seitenlage bringen.
Klingt kompliziert? Hier finden Sie ein Video zum genauen Vorgang.