Sprachforschung Aua! Der Sound des Schmerzes ist universell – jetzt zeigt sich, warum

Was Menschen ausrufen, wenn ihnen Schmerz widerfährt, ähnelt sich rund um den Globus sehr – jetzt gibt es eine Idee, warum das so ist
Was Menschen ausrufen, wenn ihnen Schmerz widerfährt, ähnelt sich rund um den Globus sehr – jetzt gibt es eine Idee, warum das so ist
© Valeriy Kachaev / Alamy Stock Photos / mauritius images
Empfinden wir Schmerz, machen wir das meist unmittelbar deutlich – und das überall auf der Erde ziemlich einheitlich. Die Erklärung dahinter ist so naheliegend wie verblüffend 

Es passiert jedem Menschen: Eine unvorsichtige Bewegung, schon bleibt der kleine Zeh am Bettpfosten hängen, der Kopf knallt gegen eine Lampe, das Messer schneidet in den Finger. Ein scharfer Schmerz, und wir rufen „Aua!“, „Autsch“ oder „Ah!“. Das Verblüffende daran: Solche Ausrufe klingen weltweit verdächtig ähnlich. Eine neue Studie beweist nun, dass der Schmerzausdruck wirklich recht universell ist – und tief in unseren biologischen Wurzeln verankert.

Fast jede Sprache besitzt ein Wort, das als Ausdruck von Schmerz dient. Im Mandarin heißt es "ai-yo", auf Französisch "aïe" und in indigenen australischen Sprachen oft "yakayi". Diese Wörter zeigen auffallend ähnliche Lautmuster – und das ist kein Zufall, wie eine neue Studie zeigt. Ein internationales Forschungsteam beschreibt darin, dass Schmerzausrufe weltweit unter anderem oft den Vokal "a" enthalten. 

Das Muster deutet darauf hin, dass die Schmerzausdrücke nicht so willkürlich sind wie viele andere Lautäußerungen. Stattdessen sind sie wahrscheinlich früh in unserer Evolution geformt worden – und könnten von ursprünglichen, nicht sprachlichen Lauten herrühren, die Menschen offensichtlich automatisch von sich geben, wenn sie sich verletzen.

Mit anderen Worten: Unsere sprachlichen Ausdrücke von Schmerz könnten direkt von Lauten herrühren, die unsere Vorfahren vor langer Zeit entwickelten, um Gefahr oder Verletzungen zu signalisieren. "Schmerz ist Schmerz, egal woher man kommt", sagte die Studienleiterin Katarzyna Pisanski dem Magazin "Scientific American". 

Bei Freude oder Ekel gibt es keinen einheitlichen Sound

In seiner Analyse von 131 Sprachen entdeckte das Team, dass andere emotionale Ausrufe – etwa für Freude oder Ekel – sich weltweit stärker voneinander unterscheiden. Letztere sind offenbar mehr von kulturellen Unterschieden geprägt.

Dieses Ergebnis wirft ein neues Licht auf die Theorie der Sprachentwicklung. Lange galt Sprache vielen Forschenden als "arbiträr", als willkürlich aus Lauten geformt – sie sahen keine Verbindung zwischen Laut und Bedeutung. Doch nun zeichnet sich ab: Universelle biologische Erfahrungen könnten unsere Kommunikation tief beeinflusst haben, nicht alles darin ist beliebig.

Was eine weitere Frage aufwirft: Welche anderen Aspekte unserer Sprachen könnten von unserer gemeinsamen Evolution in grauer Vorzeit geprägt sein?

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