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Wahrnehmung Verzerrte Wirklichkeit: Woher weiß ich, was real ist?

  • von Sebastian Kretz
Die Welt mit ihren bunten Farben, schrillen Klängen und intensiven Düften existiert genau so, wie wir sie wahrnehmen. Davon sind wir überzeugt. Dabei konstruiert unser Gehirn lediglich ein stimmiges Bild aus chaotischen Sinneseindrücken – und liegt erschreckend oft daneben
Ein Mann zieht eine Straße über eine Wiese. Illustration von Erik Johansson
In seinen surreal konstruierten Bildern spielt der schwedische Fotograf Erik Johansson bewusst mit der Wahrnehmung des Betrachters und gaukelt ihm eine seltsam verzerrte Welt vor
© Erik Johansson

Lange schien es so sicher wie einst der Lauf der Sonne um die Erde: dass wir die Welt wahrnehmen, wie sie wirklich ist. Dass unser Gehirn die Signale unserer Sinnesorgane originalgetreu in bewusste Eindrücke verwandelt.

Doch je mehr Forscherinnen und Forscher über die Arbeits- und Funktionsweise unseres Denkorgans herausfinden, desto deutlicher zeigt sich: Die Wirklichkeit mit ihren leuchtenden Sonnenunter­gängen und ihren duftenden Lavendelfeldern, in der ein Orchester Wohlklang und eine Schrottpresse Lärm erzeugt – jene Welt also, wie sie den meisten Menschen erscheint –, ist keineswegs stabil und unverrückbar. Sie ist noch nicht einmal objektiv messbar. Die Welt, wie wir sie kennen, ist vielmehr eine Konstruktion unseres Bewusstseins.

Erschienen in GEOkompakt 65 (2020)