Studie Menschen ließen sich vor 2000 Jahren mit Hunden und anderen Tieren bestatten

Dieses von den Oberaufsichtsbehörden für Archäologie, Bildende Kunst und Landschaft (SABAP-VR) zur Verfügung gestellte Foto zeig
Ausgrabungen offenbaren ein offengelegtes Grab, in dem ein Mensch und ein Hund gemeinsam bestattet wurden
© S.R.Thompson/Oberaufsichtsbehörden für Archäologie, Bildende Kunst und Landschaft SABAP-VR/dpa
Neue Untersuchungen zeigen: Vor mehr als 2000 Jahren ließen sich Menschen im heutigen Norditalien zusammen mit Hunden, Pferden, Schweinen und anderen Tieren beerdigen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler finden für diese Mitbestattungen gleich mehrere Erklärungen

Den Wunsch, den geliebten Vierbeiner auch über den Tod hinaus an seiner Seite zu wissen, scheinen nicht nur viele Tierbesitzer unserer Zeit zu hegen: Schon vor mehr als 2000 Jahren ließen sich Menschen in einer antiken Gemeinschaft im heutigen Norditalien gemeinsam mit Tieren oder Tierteilen bestatten.

Wie eine Forschungsgruppe aus Italien und der Schweiz im Fachjournal "PLoS ONE" beschreibt, fanden neben Haustieren wie Hunden auch Nutztiere wie Pferde, Kühe oder Schweine ihren Weg in die Grabstätten der Menschen.

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Grund für gemeinsame Beerdigungen unklar

In einer archäologischen Stätte bei Verona entdeckten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter den 161 Menschen, die dort im 3. bis 1. Jahrhundert vor Christus beerdigt wurden, Überreste von 16 Menschen, die mit Tieren oder Teilen von Tieren bestattet wurden. Einige der Gräber enthielten etwa die Überreste von Tieren, die schon damals üblicherweise von Menschen gegessen wurden - darunter viele Schweine, ein Huhn sowie einen Teil einer Kuh. Daneben entdeckte das Forschungsteam aber auch, dass vier der dort bestatteten Menschen mit Hunden und Pferden begraben wurden, die üblicherweise nicht gegessen werden.

Frauen- und Pferdeskellet in einem Grab
Dieses von den Behörden zur Verfügung gestellte Foto zeigt Grab Nummer 46 mit einem liegenden Pferd, das über einer erwachsenen Frau begraben wurde
© S.R.Thompson/Oberaufsichtsbehörden für Archäologie, Bildende Kunst und Landschaft SABAP-VR/dpa

Der Grund für diese gemeinsamen Beerdigungen ist unklar. Die Forschungsgruppe versuchte zwar, Muster zu finden, welche die Tierbestattungen erklären könnten. Allerdings zeigten Analysen, dass die mit Tieren bestatteten Personen nicht eng verwandt waren, was auf die Tradition oder Praxis einer bestimmten Familie hätte schließen lassen können.

Generell sind die bestatteten Menschen sehr unterschiedlich. So fanden die Forschenden etwa ein Baby mit einem kompletten Hundeskelett, eine Frau, die mit einem ganzen Pferd und mehreren anderen Pferdeteilen begraben wurde, sowie einen Mann mittleren Alters mit einem kleinen Hund.

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Unbekannte Rituale und Glaubensvorstellungen

Das Fehlen von Mustern macht es schwer, die genauen Beweggründe für die gemeinsamen Bestattungen zu erkennen. Das Team vermutet dahinter einerseits religiöse Bräuche. Häufig verzehrte Tiere wie Schweine, Hühner oder Kühe könnten als Speiseopfer für die Toten gedient haben. Hunde und Pferde hätten in antiken Kulturen oft eine gewisse religiöse Symbolik. Möglich sei aber auch, dass die gemeinsamen Bestattungen ein Zeichen von engen Mensch-Tier-Freundschaften waren, so die Forschungsgruppe. 

Denkbar sei aber auch eine Kombination aus beidem. Die Gräber und deren Inhalte können nach den Worten der Forschenden Aufschluss oder zumindest Hinweise über noch völlig unbekannte Rituale und Glaubensvorstellungen in Italien vor mehr als 2000 Jahren geben.