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Hinrichtungsmethoden Die Todesstrafe im Wandel der Zeit

  • von Brigitte Wenger
Die Todesstrafe ist so alt wie das Recht. Wie eine Obrigkeit allerdings Verurteilte tötet, war stets im Wandel – nicht immer aus moralischen Gründen. Jurist Max Meissauer über Bedenken der Pharmaindustrie und qualvolle Fehlversuche
Nahaufnahme einer Pritsche mit Ledergurten zur Verwendung bei Tötung mit einer Giftspritze
Die Giftspritze wurde zum ersten Mal in Texas als staatliche Hinrichtungsmethode verwendet. Die verurteilte Person wird mit Ledergurten fixiert und in Venen beider Arme werden Kanüle gelegt, durch die dann das Gift strömt 
© Joe Raedle/Staff / Getty Images

GEO: Herr Meissauer, seit einiger Zeit werden in den USA Menschen auch mit Stickstoff hingerichtet. Die Verurteilten ersticken. Warum verwendeten die Behörden diese Methode?

Max Meissauer: Weil ihnen das Gift fehlt. Seit 2011 beschränkt die Europäische Union die Ausfuhr bestimmter Substanzen, die für Giftspritzen verwendet werden, etwa das Betäubungsmittel Natrium-Thiopental. Einige Staaten nutzten ersatzweise Pentobarbital. Doch auch hier gibt es Engpässe: Pfizer, der US-Pharmariese und Hersteller dieses Medikaments, verweigert seit 2016 die Nutzung für Hinrichtungen. 

Es geht also nicht darum, eine neue, vielleicht humanere Hinrichtung zu ermöglichen. Sondern darum, Hinrichtungen überhaupt durchführen zu können?

Genau. Nur noch wenige Apotheken verkauften Substanzen, die es für die Giftspritze braucht. Was dazu führte, dass eine Zeitlang ganze US-Bundesstaaten ihren Giftspritzeneinkauf über eine einzige Apotheke in London abgewickelt haben. Die moralischen und wirtschaftlichen Bedenken von Pharmafirmen und Gemeinschaften wie der EU haben also dazu geführt, dass sich die Hinrichtungsmethode änderte. Das ist in der Geschichte der Todesstrafe keine Seltenheit. Immer wieder hat sie sich den gesellschaftlichen Entwicklungen angepasst. 

Gehen wir in der Geschichte zurück. Seit wann gibt es die Todesstrafe?