
Vogelfrei am Stadtrand
Das Naturschutzgebiet Paljassaare ist das älteste Estlands. Eine knappe halbe Stunde fährt der Linienbus aus Tallinns Altstadt auf die Halbinsel im Nordosten der Stadt. Dort spuckt er dreierlei Menschen aus: Fischer, bewaffnet mit Angel, Köder und Wodka. Touristen, beladen mit Sonnenschirm und Strandhandtuch. Und Vogelfreunde. Besonders im Frühjahr, wenn die Zugvögel in den nun auftauenden Norden zurückkehren, pilgern sie zu den hölzernen Beobachtungstürmen. Von dort oben ist der Blick frei in das Schilf der ausladenen Buchten. Wildes Geschrei tönt hinauf, und wer etwas Geduld aufbringt, sieht sie, getrieben vom Hunger ihrer Kleinen, wieder und wieder aufsteigen: Austernfischer und Küstenseeschwalben, Graugänse und Knäkenten.
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