Der Bus verlässt Lilongwe mit nur zehn Minuten Verspätung. Eine gute Nachricht, aus gleich zwei Gründen: Erstens, weil zehn Minuten Verspätung in Malawi pünktlich ist. Zweitens, weil Malawis Hauptstadt nicht gerade zur Attraktivität neigt. Die Schönheit Malawis liegt außerhalb Lilongwes.
Aber es gibt fünf gute Gründe, dieses kleine Land zwischen Mosambik, Sambia und Tansania zu bereisen. Das Land gilt als sicher, nur wenige Touristen sind unterwegs, die schönen Landschaften haben erst wenige Veranstalter im Angebot: In der Landesmitte bestimmen Steppen mit gigantischen Baobab-Bäumen das Bild, im Westen lockt der Nyika-Nationalpark mit seinen bewaldeten Hügeln. Im Osten markiert der 560 Kilometer lange Malawisee die Grenze zu Tansania, der neuntgrößte See der Welt und unfassbare 704 Meter tief.
1. Traumstrände am Malawisee

Um nach Cape MacLear zu kommen, muss man umsteigen. Keine Busse, nur Motorradtaxis und Geländewagen fahren auf der schmalen Straße, die durch die grünen Hügel des "Lake Malawi National Park" zu dem Ort am See führt. Cape MacLear lebt vom Tourismus. Von hier erreicht man unter anderem die kleinen und unbewohnten Inseln Domwe und Mumbo.
Kristallklares Wasser umspült sie, weißer Sand und einfache Unterkünfte sorgen für Robinson-Crusoe-Feeling. So schön ist es hier, dass die Hotels etwas teuerer sind als auf dem Festland: Eine Nacht auf Mumbo Island kostet inklusive Bootsfahrt etwa 90 Dollar pro Person, umgerechnet gut 80 Euro – ohne Verpflegung.
Entlang der Küste des drittgrößten Sees Afrikas bieten auch andere Orte wie Nkhata Bay, Monkey Bay oder Senga Bay türkises und glasklares Wasser. Schwimmen sollte man hier lieber nicht. Benno Kreuels, Tropenmediziner am Hamburger Bernhard-Nocht-Institut, rät vor allem in der Nähe von menschlichen Siedlungen vom Baden ab. Das Risiko, sich mit dem Erreger der Wurmerkrankung Bilharziose zu infizieren, sei zu hoch. "Wenn man mit einem Boot rausfährt und vor einem Strand einer kleineren unbewohnten Insel schwimmt, ist das Risiko deutlich niedriger."
2. Wandertouren mit tollen Aussichten

Die Mittagssonne nimmt beim Aufstieg auf das Nyika-Plateau keine Rücksicht. Doch die Aussicht lohnt sich. Während zur einen Seite die hügelige Landschaft mit kleinen Häusern liegt, breitet sich auf der anderen hinter Klippen der riesige Malawisee aus.
Das Nyika-Plateau im Norden des Landes ist eine der vielen Gegenden, die Malawi besonders für Wanderer attraktiv machen. "Die meisten Besucher kommen ab März, wenn die Landschaft grün ist", sagt Wander-Guide Christopher. Dann endet langsam die Regenzeit.
Auch im Süden nahe der Stadt Zomba lässt es sich gut zu Fuß unterwegs sein. Während man auf dem Zomba-Plateau mit rund 2000 Metern Höhe an einem Tagestrip ohne Guide wandern kann, empfiehlt sich für den Aufstieg zum Mount Mulanje eine Mehrtagestour mit Guide.
Das Mulanje-Massiv ist mit 3002 Metern die höchste Erhebung Malawis und bietet verschiedene Routen mit Übernachtungen in Holzhütten und fantastischer Aussicht. Es muss eben nicht immer gleich der Kilimandscharo sein.
3. "Big Five" auf Safaris

Der Geländewagen ruckelt über die Pfade des Liwonde National Park. Zur Linken glitzert der gleichnamige See, zur Rechten ragen die nach der Regenzeit dicht und grün überwucherten Hügel auf. Elefanten, Büffel und Antilopen streifen zwischen den Bäumen umher. "Wir haben hier auch Löwen, Geparden. Und sogar Nashörner", sagt der Guide. Nur zeigen die sich diesmal nicht.
Die "Big Five" galten in Malawi bereits als ausgerottet. Doch Löwe, Elefant, Büffel, Leopard und Nashorn sind wieder zu finden, weil das Land den Wert des Öko-Tourismus erkannt und Tiere umgesiedelt hat.
Die Nationalparks wie in Liwonde sind dafür leerer und günstiger als im Nachbarland Tansania. Schon für 55 Dollar (50 Euro) bieten Lodges Unterkunft im Schlafsaal und eine Safari an – inklusive Mahlzeiten. Wer ein bissschen Geld drauflegt, macht auch eine Bootsfahrt im Liwonde Nationalpark. Hier sind Krokodile und Flusspferde die Attraktion.
4. Radreisende in guter Gesellschaft

Mit sechs Bierkisten auf dem Gepäckträger versucht ein Mann, sein Fahrrad über die Straße zu bewegen. Vergeblich. Das Rad kippt um, immerhin gehen nur wenige Flaschen zu Bruch. Alles, was auch nur irgendwie auf einen Gepäckträger passt, transportieren die Malawier per Rad. Die meist schwarzen Herrenräder dienen auf diese Weise auch als Taxi und ersetzen in vielen Orten die in Afrika sonst so verbreiteten Motorradtaxis. Dass Malawi ein Fahrradland ist, hat auch finanzielle Gründe: Malawi ist immer noch eines der ärmsten Ländern der Welt.
Selbst in den kleinsten Dörfern gibt es oft eine Fahrradwerkstatt, die Reifen flickt oder gebrochene Stangen schweißt. Was für die Malawier von Alltagsnutzen ist, kann auch Hilfe in der Not auf Radreisen sein. Vereinzelt sind schon Bikepacker in den Hügeln unterwegs. Und werden wie die Wanderer mit Aussichten auf Seen und Berge belohnt.
5. Leckere Küche und sichere Verkehrsmittel

Sungeni sitzt in einer unscheinbaren Hütte in Cape MacLear. Mit seiner Kochmütze und der weißen Jacke wirkt er wie ein Sternekoch am falschen Ort. Er lädt ein, auf einer Holzbank vor seinem "Black Pepper Café" Platz zu nehmen.
Sungeni bereitet vegetarisches Curry, Frühlingsrollen oder Karottenkuchen zu - eine gern gesehene Abwechslung zur malawischen Standardküche aus Maismehlbrei oder Reis mit Bohnen. "Ich verkaufe das Essen auch an die Einwohner hier, sie mögen die Frühlingsrollen sehr gerne."
Wie Sungeni wirken fast alle Menschen in Malawi freundlich und offen. Insbesondere, wer sich mit Minibussen und Taxis durch das Land bewegt, wird immer wieder in Gespräche mit interessierten Malawiern verwickelt. Nicht umsonst wirbt Malawi mit dem Slogan "The warm heart of Africa".
Die Reise in den "öffentlichen" Verkehrsmitteln (sie sind fast immer privat organisiert) kostet aber auch Zeit und Nerven. Es geht erst los, wenn die Fuhre rappelvoll ist. Für einen Sechssitzer bedeutet das: Auf zehn Leute wartet man mindestens, mit Kleinkindern werden es auch gern mal mehr.
Trotzdem gilt der Straßenverkehr als recht sicher. Und nicht nur der. "Die Kriminalitätsrate ist im regionalen Vergleich nicht sehr hoch", schreibt sogar das Auswärtige Amt. Also. Warauf warten. Dieses Land ist wirklich eine Entdeckung.
Tipps für die Reise
Anreise: Aus Deutschland fliegt man über Nairobi und Adis Abeba nach Malawi.
Reisezeit: Malawis Regenzeit dauert von Dezember bis März. Als beste Reisezeit gelten die Monate April bis September.
Unterwegs: Mit Minibussen und Taxis. Zwischen den drei größten Städten Lilongwe, Blantyre und Mzuzu fahren Busse privater Unternehmen.
Gesundheit: Für die Einreise aus Deutschland sind keine Pflichtimpfungen vorgeschrieben. Bei Ausreise darf laut WHO die letzte Polio-Impfung maximal ein Jahr zurückliegen. Malawi zählt zu den Malaria-Risikogebieten. Das Auswärtige Amt rät zur medizinischen Beratung vor der Reise.
Mehr Infos: www.malawitourism.com