Der Rauch hunderter Brände in den Wäldern Kanadas hüllte New York in eine dichte, ockerfarbene Wolke; in Spanien mussten Menschen vor einem außer Kontrolle geratenen Feuer fliehen: Die Waldbrandsaison auf der Nordhalbkugel hat in diesem Jahr ungewöhnlich früh begonnen. Und sie hat ungewöhnlich stark begonnen. Während der kanadische Premierminister Justin Trudeau sein Land bereits auf eine besonders heftige Saison vorbereitet, hat die Trockenheit der vergangenen Woche auch in Deutschland Folgen: Die Waldbrandgefahr ist vielerorts groß, die ersten Brände lodern bereits.
Auf dem Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes leuchtet vor allem der Nordosten des Landes dunkelrot; hier gilt die höchste Gefahrenstufe 5. In einem Wald- und Moorgebiet bei Rostock brennt es seit Tagen, auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz im brandenburgischen Jüterbog lodern seit Ende Mai schon Flammen. Zwar hatte Regen am Wochenende dafür gesorgt, dass sich die Lage etwas entspannt. Doch noch immer gibt es Glutnester, Wind facht das Feuer auf dem mit Munition belasteten Gebiet immer wieder an.
In Mecklenburg-Vorpommern brennt es bereits an mehreren Orten: Bei Lübtheen steht ein Truppenübungsplatz in Flammen, auf dem schon 2019 der bis dahin größte Waldbrand in der Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns gewütet hatte. Diesmal sei die Lage noch schwieriger, heißt es von den Behörden: Vom vergangenen Feuer liegt noch Totholz im Wald, das jetzt massiv brennt - und selbst alte Munition zum Explodieren bringt, die tief im Boden vergraben liegt. Die Bewohner eines Ortsteils von Lübtheen wurden deshalb vorsorglich evakuiert.
Der Grund für die hohe Waldbrandgefahr: die anhaltende Trockenheit. Weil in den vergangenen Wochen kaum Regen fiel – der Mai war der zweittrockenste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen - sind die obersten Schichten des Bodens staubtrocken, heißt es vom Deutschen Wetterdienst. In Kombination mit hohen Temperaturen, geringer Luftfeuchtigkeit und einem kräftigen Wind steigt so das Risiko für Waldbrände.
Eine Änderung ist erst einmal nicht in Sicht, anhaltender Regen wird für die kommenden Tage nicht erwartet. Zwar können Sommergewitter hier und da Starkregen mit sich bringen. Nachhaltig befeuchtet werden die Böden durch die kurzen und heftigen Schauer aber nicht - sie können das Wasser nicht schnell genug aufnehmen. So bleibt der Waldboden aus Ästen, Zweigen und halbzersetzten Blättern ausgetrocknet. Besonders gefährdet sind Kiefern- und Fichtenwälder: Die oft zentimeterdicke Nadelschicht auf dem Boden ist besonders leicht entzündlich.

Ausgelöst werden die meisten Waldbrände allerdings durch Menschen und deren außer Kontrolle geratene Lagerfeuer, umgestürzte Campingkocher, achtlos weggeworfene Zigarettenstummel. Von März bis Oktober gilt deshalb im ganzen Land ein absolutes Rauchverbot im Wald, offenes Feuer ist im Wald und in Naturschutzgebieten ohnehin verboten. Wer sich nicht daran hält, muss mit hohen Bußgeldern rechnen. Trotzdem: Im vergangenen Jahr verbrannte in Deutschland mehr Waldfläche als je zuvor.