Bereits im Frühjahr war die Nordhalbkugel dieses Jahr außergewöhnlich stark von Waldbränden betroffen. Dem EU-Atmosphärendienst CAMS (Copernicus Atmosphere Monitoring Service) zufolge wurden in mehreren Regionen Rekordemissionen verzeichnet – und das sehr früh.
Besonders betroffen gewesen sei das spanische Valencia. Infolgedessen seien in Spanien im Mai Rekord-Emissionswerte verzeichnet worden, wie sie bislang nur im Jahr 2012 registriert worden waren. Verschärft worden sei das Waldbrandrisiko durch die hohen Temperaturen und die Trockenheit, die den Kontinent im vergangenen Winter heimgesucht haben. Ebenfalls überdurchschnittlich heftig waren Feuer in Kanada, Kasachstan, der Mongolei sowie einigen angrenzenden Regionen Russlands.
Höchste jemals gemessene Emissionswerte in Kanada
In Kanada wurde im Mai demnach einer der höchsten je bezeichneten Emissionswerte festgestellt. Besonders stark traf es die Provinz Saskatchewan. Der bisherige Emissionsrekord für diese Region lag im Mai bei bislang zwei Megatonnen - in diesem Jahr wurde er um mehr als das Zehnfache (23 Megatonnen) übertroffen. Rekordwerte bei den Brandemissionen wurden auch in den Provinzen Britisch-Kolumbien, den Nordwest-Territorien und Nova Scotia erreicht.
Seit Ende Mai halten heftige Waldbrände nun vor allem die kanadische Provinzen Nova Scotia, Quebec und Alberta in Atem. Riesige Flächen stehen seit mehreren Wochen in Brand. In der östlichen Region Nova Scotia mussten zuletzt über 16.000 Menschen ihre Häuser verlassen, wie die Stadt Halifax mitteilte. Rund 200 Gebäude sind beschädigt worden.
Auch Kanadas Westen kämpft seit Wochen gegen Waldbrände. Nach Angaben der Behörden sind in Alberta in diesem Jahr bei mehr als 546 Bränden mehr als eine Million Hektar Land abgebrannt. Das entspricht etwa zwei Dritteln der Größe Schleswig-Holsteins. In mehr als der Hälfte der Fälle wurden die Feuer nach Angaben der Behörden durch Menschen verursacht, 59 Brände gingen demnach auf Blitzeinschläge zurück.
Leichte Entspannung seit Mitte Juni
Seit Mitte Juni sehen die Behörden eine leichte Entspannung der Lage. Rund um Halifax an der Ostküste des Landes seien laut der zuständigen Behörde für Bodenschätze alle Feuer unter Kontrolle, berichtete das kanadische Fernsehen CBC. Auch im ebenfalls in Nova Scotia gelegenen südlich angrenzenden Shelborne County sei man optimistisch, die Lage bald vollständig zu kontrollieren, hieß es weiter. Erste Evakuierte könnten wieder in ihre Häuser zurück.
In der Provinz Québec im Nordosten des Landes seien dagegen noch 143 Feuer aktiv gewesen, nicht alle davon könnten gleichzeitig bekämpft werden, sagte der Minister für öffentliche Ordnung, François Bonnardel. Betroffen war eine Fläche von etwa 183.000 Hektar - das entspricht mehr als der doppelten Fläche von Berlin. Die Provinz Québec ist knapp fünf Mal so groß wie Deutschland und hat rund 8,5 Millionen Einwohner.
Angesichts des Klimawandels warnen Expertinnen und Experten, dass Waldbrände häufiger auftreten und mehr Zerstörungskraft entfalten werden. In den Prärieprovinzen im Westen Kanadas stieg die Durchschnittstemperatur nach Angaben des Amts für Umwelt und Klimawandel Kanadas seit Mitte des 20. Jahrhunderts um 1,9 Grad Celsius.