Birdwatching Wissen, wer da fliegt: So gelingt der Einstieg in die Vogelbeobachtung

Ein Eichelhäher sitzt im Geäst eines kargen Strauches.
Der Eichelhäher besucht vor allem waldnahe Gärten, in denen Nüsse und Beeren zu finden sind
© Lisa Geoghegan / Alamy Stock Photos / mauritius images
Ob vom Balkon, im Garten oder im Park: Vögel kann man fast überall beobachten. Wir geben Tipps, mit denen das Hobby noch mehr Spaß macht

Vogelbeobachtung ist ein Hobby, für das es nicht viel braucht. Gleichzeitig ist die Beschäftigung in und mit der Natur lehrreich und förderlich für die seelische Gesundheit. Studien zeigen einen positiven Zusammenhang zwischen Begegnungen mit Vögeln und dem psychischen Wohlbefinden. Dazu muss niemand zum professionellen Vogelbeobachter werden: Allein der Gesang der gefiederten Tiere kann Menschen unmittelbar zufriedener stimmen.

Birdwatching hilft beim Abschalten

Wer Vögel bewusst wahrnimmt, kann demnach besser entspannen, sich in Achtsamkeit üben und sogar die eigene Aufmerksamkeitsspanne verlängern. Umfragen zufolge wirkt die Vogelbeobachtung lindernd auf Sorgen und Ängste. Von positiven Auswirkungen auf Depressionen und Zwangsstörungen berichtet der britische Autor Joe Harkness in seinem Buch "Bird Therapy".

Ausstattung und Hilfsmittel für Einsteiger

Schon allein, weil sie sich ruhig verhalten müssen, finden viele Menschen in der Vogelbeobachtung einen Ausgleich zum hektischen Alltag. Die Tiere reagieren besonders empfindlich auf Bewegungen. Tarnkleidung oder gedeckte Farben sind laut LBV deshalb nicht zwingend notwendig. In der Naturfotografie werden aber gern Tarnzelte eingesetzt, um möglichst unauffällig und komfortabel arbeiten zu können.

Zur empfohlenen Ausstattung gehören außerdem Bestimmungshilfen und ein Notizbuch mit Stift. Ein gutes Bestimmungsbuch zeichnet sich durch detaillierte Abbildungen und Beschreibungen der Arten aus. Dazu gehören auch Gefiederunterschiede zwischen jungen, alten, weiblichen und männlichen Vögeln.

Wer sich regelmäßig und außerhalb des eigenen Gartens dem Birdwatching widmen möchte, sollte über die Anschaffung eines Fernglases nachdenken. Dabei ist auf die Zahlenkombination "Vergrößerung x Durchmesser" zu achten, also zum Beispiel "10 x 40". Laut NABU ist eine 7- bis 10-fache Vergrößerung ideal. Und während ein Durchmesser der Frontlinse von 20 bis 32 mm für Tagbeobachtungen ausreicht, benötigt man bei schlechten Sichtverhältnissen 40 bis 80 mm oder mehr. Außerdem wichtig: Ein ausreichend großes Sehfeld, eine hohe Lichtstärke (lässt sich ermitteln, indem man die Frontlinsengröße durch die Vergrößerung teilt und das Ergebnis mit sich selbst multipliziert), eine Dämmerungszahl zwischen 12 und 25 sowie eine reflektionsmindernde Beschichtung der Linsen. Brauchbare Modelle seien ab ungefähr 150 Euro erhältlich.

Mitmachaktionen sind ein guter Anfang

Zugänglich sind Bestimmungshilfen übrigens auch online oder per App. Die Vogelwelt-App vom Naturschutzbund Deutschland dient zusätzlich als Logbuch für Sichtungen und ermöglicht die Teilnahme an der Mitmachaktion "Stunde der Gartenvögel". Jährlich rufen NABU und LBV Interessierte dazu auf, sich eine Stunde Zeit zu nehmen, um Vögel in heimischen Gärten und Parks zu zählen und zu melden. Für Neulinge steht eine Zählhilfe mit häufigen Arten bereit, darunter Buntspecht, Rotkehlchen, Eichelhäher und Amsel. Sichtungen kann man direkt in der App, über ein Online-Formular oder per Post mithilfe von Meldecoupons (beim NABU erhältlich) einreichen.

Von der Zählaktion erhoffen sich die Fachleute Erkenntnisse über langfristige Veränderungen in der Vogelwelt. Außerdem gehe es darum, Menschen für die heimische Vogelwelt zu begeistern. "Nur was man kennt, will man auch schützen", sagte Nelson.

Birdwatching kann man das ganze Jahr betreiben

Wer Gefallen an der Vogelbeobachtung gefunden hat, ist nicht an einen festen Ort gebunden. Im Gegenteil: In heimischen Gärten und Parks entdeckt man andere Arten als im dichten Wald oder auf freiem Feld. Und an der Nordseeküste herrscht eine andere Vielfalt als auf der Südseeinsel. Um heimische Arten und ziehende Gastvögel in den Garten zu locken, empfiehlt sich eine naturnahe Gartengestaltung mit heimischen Sträuchern, Hecken, Obstbäumen und Wildblumen. Unterschiedliche Nisthilfen und Futterstellen für verschiedene Vogelarten bieten sich ebenso an wie Vogeltränken.

Welche Vögel sich wo zeigen, hängt auch von der Tages- und Jahreszeit ab. Im Frühling entdeckt man im Garten andere Gesichter als im Winter. Der Frühling ist eine gute Beobachtungszeit für Neulinge, weil die Vögel dann vermehrt singen und sich leicht bestimmen lassen.

Früh morgens ist das Vogelkonzert in vollem Gange, sodass einzelne Vogelstimmen für unerfahrene Beobachter schwer herauszufiltern sind. Diese interaktive Grafik des NABU zeigt, welche Vogelgesänge zu welcher Morgenstunde ertönen. Zum Mittag wird es meist ruhiger, sodass man einzelnen Gesängen in Ruhe lauschen kann. Einige Stunden vor der Abenddämmerung sind Singvögel fast genauso gut zu beobachten wie am Morgen.

Ein besonderes Naturspektakel ist der Vogelzug, der eindrucksvolle Schwärme und Formationen am Himmel zeigt. Im Herbst ziehen unter anderem Wildgänse, Stare, Störche und Schwalben gen Süden. Mancherorts kann man die Zugvögel auf Wiesen und Feldern bei der Rast beobachten. Hier empfehlen wir die besten Beobachtungsplätze für den Vogelzug im Herbst.

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mit dpa